Dienstag, 12. Juli 2016

Mein erster und letzter Beitrag zum Thema Gold

Mein erster und letzter Beitrag zum Thema Gold

Nachdem ich vor kurzem mit einem alten Freund in Kontakt stand und er mir schrieb, dass er sich aus Furcht vor einer aufkommenden Krise und Bargeldabschaffung mit Gold befasst, dachte ich mir, dass ich meine Gedanken zum Thema auch einmal zu Tastatur bringe. Eigentlich halte ich mich bei makroökonomischen Themen, zu denen ich Gold auch einmal zähle, eher zurück, aber da ich in der Vergangenheit mehrfach Bekannten, Freunden und Kollegen meine oft konträre Sichtweise erläuterte, macht es durchaus Sinn, diese mal in größerer Runde zu veröffentlichen. Vielleicht habe ich einen oder mehrere ganz großen Denkfehler, vielleicht schaffe ich es aber auch, dass 'die Andere Seite' eine alternative Sichtweisen zum Thema akzeptiert.

Ein Kollege, der mittlerweile in der Schweiz tätig ist, war (und ist) neben seiner Tätigkeit als großer Verschwörungstheoretiker ein großer Goldfan. Eines seiner Hauptargument war immer, dass Gold einen langfristig gesehen stabilen Wert hat. Die weltweit vorhandene Menge ist im Gegensatz zur Geldmenge nun einmal begrenzt. Und vor knapp 2000 Jahren hat man - genau wie heute auch - für eine Unze Gold etwa 300 Laib Brot bekommen. Dem war so ersteinmal nichts entgegen zu setzen.

Ich erinnerte mich dann aber immer an eine Analogie von Warren Buffett, über die ich einmal gelesen hatte (siehe hier ab S. 18). Darin schrieb er, dass das gesamte auf der Erde vorhandene Gold eingeschmolzen in etwa einen Würfel der Abmaße 20m x 20m x 20m ergeben würde. Zum damaligen Zeitpunkt (2011 kostete die Unze 1750 $) hätte dieser Würfel einen Wert von knapp 9,6 Billionen US-Dollar (9.600.000.000.000) gehabt. Solange man diesen Würfel (oder auch nur einen Bruchteil davon) besitzt, würde man dafür - neben dem Werterhalt - im Laufe der Jahre folgendes bekommen: Nix, keine Zinsen und laufenden Erträge, keine Gewinnsteigerungen, nix. OK, man könnte das Gold ab und an mal aus dem Tresor holen, streicheln, polieren, von oben und unten betrachten. Am Ende wäre es aber immer noch nur ein riesiger Block glänzendes Metall - auch nach vielen Jahren. Buffett stellte sich daraufhin die Frage, was er stattdessen für diesen Geldwert hätte bekommen können und kam zum Ergebnis, dass es die gesamte landwirtschafliche Nutzfläche der USA (ca. 160 Millionen Hektar) wäre, daneben 16 mal Exxon-Mobil (das Öl-Unternehmen) und am Ende hätte er noch 1 Billion übrig. Müsste ich mich jetzt spontan zwischen den beiden Möglichkeiten entscheiden, würde ich wahrscheinlich nicht den glänzenden Würfel nehmen.

Kombiniert man die Laib-Brot-Aussage mit Warren Buffetts Analogie würde beispielhaft folgendes herauskommen:

A) Investor 1 hat im Jahr 1900 eine Unze Gold und könnte mit der Unze Gold 300 Laib Brot kaufen. Er vererbt die Unze Gold an seinen Sohn, der an seinen Sohn und der wieder an seinen Sohn. Dieser geht heute mit der Unze Gold in die lokale Bäckerei namens 'Wir nehmen auch Unzen Gold', bekommt 300 Laib Brot dafür und freut sich, dass sein Uropa damals alles richtig gemacht hat.

B) Investor 2 hat im Jahr 1900 eine Unze Gold und könnte mit der Unze Gold 300 Laib Brot kaufen. Stattdessen verkauft er die Unze Gold, bekommt 18,96 $ dafür (siehe hier) und kauft sich ein (damals noch nicht vorhandenes) ETF auf den Dow Jones Index. Dieser stand am 02.01.1900 bei 68,13 Punkten. Rechnerisch hätte man also 0,278 Anteile bekommen (18,96 Dollar / 68,13 Dollar pro Anteil). Nimmt man den aktuellen Stand von rund 18.000 Punkten, so wären aus den 18,96 $ mittlerweile knapp 5000 $ geworden. Also etwas mehr als 300 Brote. Und das mit einer Weltwirtschaftskrise 1929, 2 Weltkriegen, vielen weiteren Kriegen und einer Finanzkrise dazwischen. Zusätzlich muss man sich vor Augen halten, dass beim 'normalen' Dow Jones noch nicht einmal die zahlreichen Dividenden eingerechnet sind, die man hätte reinvestieren oder auf den Kopf hauen können.

Goldfans werden jetzt natürlich anmerken, dass 'das System' bisher noch nicht zusammengebrochen ist und dass im Falle des Falles die Aktien auch nichts wert sein werden, wenn wieder Tauschhandel angesagt ist. Als Optimist, der ich nun mal bin, denke ich dann aber immer, dass im Falle des Falles schon alles gut wird. Und wenn nicht, dann nützt einem Gold wahrscheinlich auch nicht mehr so viel.

  1. Wird es stärkere geben, die sich dessen bemächtigen werden (siehe Konquistadoren oder aber den Holocaust).
  2. Wird es andere Währungen geben (z.B. Waffen, Wasser und Nahrung), die dann als praktischer angesehen werden. Als Referenz zur Belegung dieser Aussage nennen ich jetzt einfach mal Mad Max (Film), Fallout (Computerspiel) oder The Walking Dead (Serie) :-)

persönliches Fazit: Gold ist langfristig gesehen sicherlich eine bessere Anlage, als Bargeld. An Aktien als Hauptschwerpunkt der langfristigen Wertanlage kommt es aber v.a. auf Grund seiner Nachteile (hier sehe ich Lagerprobleme, Preisfindungsprobleme und Zahlungsverkehrsprobleme) meiner Meinung nach gesehen nicht vorbei. Man sollte nicht in ständiger Angst vor der Zukunft leben, denn genau diese über die Medien geschürten Ängste sind es, die Leute im Endeffekt in überteuerte Anlagen in Immobilien und Edelmetalle drängen.

1 Kommentar:

  1. Hey :-)

    Habe eben deinen Blog entdeckt und lese alle für mich interessanten Themen durch. Nach den ersten paar Beiträgen muss ich sagen, dass deine Ansichten und Art diese wiederzugeben mir echt gut gefallen!

    Um eine Sichtweise auf das Thema zu bringen:

    Ich halte es immer für einen Fehler Gold mit Aktien zu vergleichen. Einfach weil das eine nichts produziert und abwirft, das andere schon. Wir haben es bei Gold also nicht mit Produktivvermögen zu tun.

    Gold ist nichts anders als Geld, daher würde Ich Gold eher mit anderen Währungen vergleichen. Und gemessen damit schneidet es definitiv besser ab bzw. pendelt sich langfristig alles auf seinen intrinsischen Wert ein, der bei Papiergeld der Heizwert ist, bei Gold nun mal der Metallwert.

    Fazit: Gold hält seinen Wert langfristig, wenn auch unter kurzfristigen Schwankungen stabil. Aktien erwirtschaften Rendite.

    Hier eine super Zusammenfassung meines Investmentkollegen Mafir:
    http://www.valueblog.de/archive/4765

    Gruß + schönes WE
    Valueer

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