Samstag, 28. Oktober 2017

Robert Kiyosaki - Cashflow Quadrant

Robert Kiyosaki - Cashflow Quadrant

Meine Urlaubslektüre des vergangenen Jahres war u.a. 'Rich Dad, Poor Dad' des amerikanischen Unternehmers Robert Kiyosaki. Dieses laut seiner Aussage meistverkaufte Buch des Themenbereiches 'Selbsthilfe Finanzen' handelte von Kiyosakis Denkweisen im Bezug auf finanzielle Angelegenheiten, welche maßgeblich von seinen 2 Vätern beeinflusst wurden. Sein einer Vater (Poor Dad) war ein Beamter, der stets auf Sicherheit und Bildung aus war. Sein anderer Vater (Rich Dad - eigentlich der Vater seines Kumpels Mike) dagegen war Schulabbrecher, Unternehmer und sein Ratgeber in Sachen finanzielle Bildung. Im Verlaufe des Buches kam er bereits mehrfach auf den sogenannten Cashflow Quadranten zu sprechen, der seiner groben Einteilung der (amerikanischen) Arbeiterschaft entsprach. Diese 4 Quadranten sind Hauptbestandteil von Robert Kiyosakis zweitem Bestseller 'Cashflow Quadrant', den ich hiermit vorstellen möchte.

Zum Buch:
Das Buch erschien erstmals 1998 und ich las die Auflage aus dem Jahr 2011. Es hat etwa 370 Seiten und einen einfachen Schreibstil. Die Schriftgröße ist genau richtig, was ein nicht zu unterschätzender Faktor ist. Das schreibe ich aus dem Grund, da ich mir aktuell Daniel Kahnemans 'Thinking, Fast And Slow' nebenher zu Gemüte führe und dessen Minischrift als extrem anstrengend empfinde. Der Preis des Buches ist mit ab rund 7 € bei Amazon als günstig zu bezeichnen. Auf jeden Fall finde ich, dass diese 7 € besser angelegt waren, als die 6 € Versandkosten bei 'Reicher als die Geissens'.

Zum Autor:
Der Autor Robert Kiyosaki ist ein 1947 auf Hawaii geborener amerikanischer Geschäftsmann. Er hat es - nachdem er zeitweise obdachlos was - zusammen mit seiner Frau Kim geschafft, Geschäfte aufzubauen, die sowohl im 'Financial Education'-Bereich, als auch im Immobilienbereich erfolgreich sind. Über die 'Rich Dad Company' vertreiben sie Bücher, Kurse und unter anderem auch das Cashflow 101-Spiel, mit dem man es schaffen soll, sein Denken im Bezug auf finanzielle Angelegenheiten in die richtigen Bahnen zu lenken. Im Endeffekt haben sie es im Laufe der Jahre geschafft, in den beiden Quadranten B und I Erfolg zu haben und dort Reichtum anzuhäufen.

Zum Inhalt:
Doch was hat es mit den Cashflow Quadranten nun auf sich? Laut der Darstellung Kiyosakis (bzw. eigentlich seines Rich Dads) gibt es 4 Quadranten, die auch auf dem Buchtitel zu sehen sind. Links gibt es die E- (Employee - Angestellter) und S-Quadranten (Self-Employed - Selbständig) und rechts gibt es die B- (Business Owner - Geschäftsmann) und I-Quadranten (Investor). Der Großteil der Leute ist auf der linken Seite beheimatet und wiederum ein Großteil dieser Leute kann man im Endeffekt als Arm im Bezug auf Geld bezeichnen. Das betrifft hierbei nicht die Höhe der Einküfte, sondern das Verhältnis von monatlichen Einnahmen im Verhältnis zu den monatlichen Ausgaben.

Die linke Seite (E + S):
Eines der Hauptaugenmerke der Leute auf der linken Seite ist das Streben nach Sicherheit. V.a. im E-Quadranten ist das 'Schule -> Uni -> Job, um über die Runden zu kommen und ggf. irgendwann Rente zu bekommen' weit verbreitet. Der S-Quadrant (zu dem ich mich zählen würde) ist da schon einen Schritt weiter. Die meisten Leute in diesem Quadrant arbeiten auf Stundensatzbasis (Rechtsanwälte, freiberufliche Ingenieure, Ärzte, Physiotherapeuten) und verdienen sehr gut. Sie haben sich teilweise aus dem Sicherheitsnetz des Staates verabschiedet. Allerdings ist es auch bei Ihnen so, dass sie in den meisten Fällen gezwungen sind, selbst zu arbeiten, damit Geld reinkommt (und um die (Konsum-)Schulden zu begleichen). Laut der Aussage von Kiyosaki ist man als Selbständiger so lange im S-Quadrant, wie man es sich nicht leisten kann, ein Jahr nicht zu arbeiten und danach immer noch ein florierendes Geschäft vorzufinden.

Größtenteils ist es so, dass die Konsumausgaben auf der linken Seite (E + S) parallel zum Gehalt steigen und man bei den Einnahmen und Ausgaben oft nur ein ausgeglichenes Verhältnis vorfindet. Mit dem ersten Gehalt wird sich ein neues Auto geleistet (mit Finanzierung). Mit der ersten Gehaltserhöhung kann man sich eine größere Wohnung leisten und einen großen Flachbildfernseher (mit Finanzierung). Zwischendurch leistet man sich mal einen Urlaub (mit Finanzierung), damit man sich vom stressigen Arbeitsalltag erholen kann. Mit der nächsten Gehaltserhöhung kann man sich plötzlich ein eigenes Haus leisten (zumindest scheinbar bei der aktuellen Zinslage)... Und plötzlich hat man ein Sammelsurium an Konsumentenkrediten und einer Hypothek an der Backe, mit der man gezwungen ist, brav jeden Morgen aufzustehen, an die Arbeit zu fahren und drauf zu hoffen, dass man die Schulden bis zum Renteneintrittsalter zurückbezahlt hat. Aber man hat ja ein eigenes Haus... Oder doch nicht? Weil rein technisch gehört es bis zum Begleichen der letzten Rate eigentlich der Bank. Was im Falle von Krankheit, Arbeitslosigkeit, Scheidung oder ungepantem Nachwuchs passiert, kann sich bei diesem Konstrukt jeder selbst ausmalen.

Die rechte Seite (B + I):
Im B- und I-Quadrant profitiert man v.a. von '... anderer Leute'. Der Geschäftsmann baut ein Geschäft auf und lässt Leute, die bestimmte Sachen besser können als er (Termine machen, Sachen herstellen, Webseiten erstellen, Verkaufen, Putzen, Buchhaltung, Verträge aufsetzen), für sich arbeiten und bezahlt diese dafür. Anfangs wird vielleicht noch einiges selbst getan, aber am Ende ist der Geschäftsmann eher eine Art Dirigent. Im Gegensatz zu dem E- und S-Bereich verdient in diesem Falle das von ihm erstellte System Geld (sollte es zumindest). Hier verdient er quasi mit 'Der Zeit anderer Leute' (OPT - other people's time).

Der I-Bereich (Investor) ist dagegen etwas kniffeliger, da sich viele Leute dort wähnen (mich eingeschlossen), aber nur die wenigsten Leute auch wirklich dort sind. Kiyosaki hat dafür die '5 Stufen der Investoren' als Modell entwickelt.

  • Stufe 1 ist der Investor ohne finanzielle Bildung und eigentlich auch ohne Geld. Dieser investiert nicht wirklich.
  • Stufe 2 ist der Sparer. Diesem geht Sicherheit über alles, aber eigentlich verliert er nur den Kampf gegen die Inflation.
  • Stufe 3 ist derjenige, der denkt, dass er es drauf hat. Allerdings ist er eher ein Zocker. Er kauft, weil beim Aktionär geschrieben wurde, dass bei Unternehmen XYZ bald die Rakete abhebt. Alternativ ist er von chinesischen Unternehmen BlaBlubb-SolarInternetTechnologies begeistert, da er dort für 1500 € fast 170000 Aktien bekommt. Dass es Geschäftsberichte gibt, weiß er zwar. Das Lesen dieser empfindet er aber als überflüssig, da es zu wenig Adrenalin durch seine Adern fließen lässt.
  • Stufe 4 ist der Investor, der seine Investmententscheidungen auf Grundlage von greifbaren Informationen trifft. Bevor er ein Investment durchführt, schaut er sich Geschäftsberichte und Branchen an und versucht, eine Vorhersage über die zukünftige Entwicklung zu treffen. In vielen Fällen läuft das aber nebenher (d.h. neben dem Hauptberuf). Hier würde ich mich selbst einordnen, aber gleichzeitig auch Leute sehen, die passiv in ETFs investieren, um ihr ROIT (Return On Invested Time) zu optimieren.
  • Stufe 5 ist der Investor, der viele Jahre Erfahrung in einem oder mehreren Teilbereichen (Immobilien + Aktien) gesammelt hat. Die Erträge dieses Bereichs (=passives Einkommen) machen einen großen Teil seiner Einkünfte aus. Dort erwirtschaftet Geld Geld. Und v.a. im Immobilienbereich ist es das 'Geld anderer Leute' (OPM - other people's money), welches dann zu entsprechenden Einkünften führt.

Fazit:
Kiyosaki beschreibt auf oftmals amüsante Weise die zahlreichen Aspekte der verschiedenen Quadranten und versucht am Ende des Buches zu helfen, dass sich der Leser einerseits seine eigene Situation bewusst macht und dann auch den Weg in Richtung B + I einschlägt.

Er selbst hat den Großteil seines Vermögens durch geschickte Nutzung steuerlicher Gegebenheiten und des Finanzsystems im Bezug auf Kauf und Vermietung von Immobilien gemacht. Sein Geschäft (die 'Rich Dad Company') ist im Endeffekt sein System des B-Bereiches, welches er aufgebaut hat. An dieser Stelle kann ich auch Herrn Alex Düsseldorf Fischer wiederfinden, der mit hoher Wahrscheinlichkeit zumindest 'Rich Dad, Poor Dad' auch gelesen hat. Oder alternativ den von mir durchaus geschätzten Internetunternehmer Kolja Barghoorn, der aktuell vereinfacht gesagt versucht, das '... mit Kopf'-System aufzubauen (Aktien mit Kopf, Versicherungen mit Kopf).

Man muss anmerken, dass das Buch v.a. über und für Amerikaner geschrieben ist, die in vielen Dingen doch eine etwas andere Denke haben (Kreditkartenschulden, hohe Kreditschulden nach dem Studium, Kauf eines größeren Hauses aus Steuergründen). In Deutschland ist es meiner Meinung nach noch nicht ganz so stark ausgeprägt, wie im Buch dargestellt, aber wir befinden uns auf einem 'guten' Weg dahin.

Einige seiner Vergleiche habe ich so noch nirgends gelesen bzw. hatte ich so noch nicht wirklich bewusst als solches wahrgenommen. Z.B. schreibt er von legalen Ponzi-Schema (eine Art Schneeballsystemen). Bei einem Ponzi-Schema nutzt man ja das Geld, welches durch neue und bestehende 'Investoren' reinkommt, um an anderer Stelle die vorherigen 'Investoren' auszubezahlen. Das lockt neue 'Investoren' an und das System wächst und wächst, bis es irgendwann zusammenbricht. Herr Madoff hat das in den 2000er Jahren recht erfolgreich durchgezogen (Madoff made off with the money). Jeder vernünftige Mensch würde von sich behaupten, dass er nie bei so etwas mitmachen würde. Aber mal in die Runde gefragt: Wie läuft das eigentlich mit der Umlageverfahren im Rentensystem? Wie gesagt - legales Ponzi-Schema :-)

Das Buch hat mir in Summe sehr gut gefallen, da es mir einmal mehr gezeigt hat, dass man selbst etwas tun muss und dass von nix nix kommt. Das einzige Problem: ich weiß noch nicht, welches System ich aufbauen werde. Dafür bin ich leider noch zu sehr im S-Quadrant gefangen. Aber ich bin dran :-)

Allen, die bis hierher durchgehalten haben, sei nochfolgendes kurzweiliges Video von Robert Kiyosaki empfohlen:

Samstag, 14. Oktober 2017

'Peter Lynch - Learn to Earn' oder 'Was in 22 Jahren aus Disney, Nike, Pepsi, Ben & Jerry's und Microsoft werden kann'

'Peter Lynch - Learn to Earn' oder 'Was in 22 Jahren aus Disney, Nike, Pepsi, Ben & Jerry's und Microsoft werden kann'

Den 1995 erschienen letzten Teil der Peter Lynch-Trilogie namens 'Learn to Earn' hatte ich zwar seit einiger Zeit im Schrank stehen, war aber irgendwie noch nicht dazu gekommen, ihn zu lesen. Seine ersten 2 Bücher 'One up on Wall Street' und 'Beating the Street' hatte ich ja bereits vorgestellt und ich war gespannt, was er noch so alles zu berichten hatte.

'Learn to Earn' hat auf dem Titel eine wichtige Information stehen, die - im Gegensatz zu Alex Fischers Ansage 'Mit null Euro Startkapital in fünf Jahren zum Immobilien-Millionär' - einen etwas realistischeren Blick auf den Inhalt darstellt. Der Untertitel "a beginner's guide to the basics of investing and business" trifft den Anspruch des Buches ganz gut. Auf rund 250 Seiten gibt das Duo Lynch/Rothchild erneut viele Informationen rund um die Geschichte der Börse, des Kapitalismus und vieler Unternehmen preis. So schreiben sie einiges über die Besiedlungspioniere der Mayflower, die ersten amerikanischen Banken, den Ökonomen Adam Smith, Karl Marx + den Kommunismus, den Eisenbahnbau, diverse Börsencrashes etc. Der Inhalt des Buches ist sehr interessant, wobei es teilweise wie ein Werbeprospekt für den Kapitalismus in Reinform wirkt. Es wird anhand großartiger Unternehmer wie Bill Gates oder Steve Jobs aufgezeigt, dass man in Amerika mittlerweile alles erreichen kann. Dass dabei allerdings viele auf der Strecke bleiben bzw. geblieben sind, wird oft nur am Rande erwähnt.

An Handwerkszeug für den Investor werden einem in diesem Buch wirklich nur absolute Grundlagen beigebracht (wie kommt ein Unternehmen an die Börse, was ist eine Bilanz, was ist das KGV), was dazu führt, dass es einem - wenn man die ersten beiden Bücher von ihm/ihnen bereits gelesen hat - eher wie ein Schritt zurück vorkommt. Von daher macht es absolut Sinn, dieses Buch vor 'One up on Wall Street' und 'Beating the Street' zu lesen. Leute, die schon länger investieren und sich ein wenig mit Buchhaltung auskennen, können diesbezüglich eher weniger dazu lernen.

Für einen Aspekt ist das Buch allerdings extrem gut geeignet: Für das Aufzeigen des Faktes, dass man mit sorgfältiger Auswahl an hochwertigen Unternehmen den Markt über einen längeren Zeitraum schlagen kann - egal, wie lustig sich Kollege 'Fuck You Money'-Pascal in seinem Blog über aktive Anleger auch immer wieder macht... Lynch selbst hat das ja als Fondsmanager bewiesen (durchschnittliche jährliche Rendite von über 29 % über mehr als ein Jahrzehnt) und auf Seite 127 den Buches kann man ein sehr gutes Beispiel finden.

Eigentlich wollte er nur aufzeigen, dass man mit Musterdepots schon zu der Zeit experimentieren konnte und dass man für Betrag X unterschiedlich viele Aktien bekommt. Er schrieb, dass man sich einfach vorstellen sollte, man hätte 100' Dollar und würde dann zu gleichen Teilen in seine 5 Lieblingsunternehmen investieren. Als diese nannte er Disney, Pepsi, Nike, Ben & Jerrys und Microsoft. Wichtig hierbei: das Buch ist aus 1995! Es ist kein Rückblick á la 'Schau mal. Meine besten Investments...'

Disney hatte gerade wieder seine Zeichentrickmaschinerie ans Laufen bekommen. Aber weder Cap Cities/ABC (inkl. ESPN), noch Pixar, noch Marvel, noch Lucasfilm gehörte ihnen. Pepsi war die Nummer 2 nach Coca Cola im Softdrinkgeschäft (ist es immer noch). Nike's Zugpferd Nummer 1 - Michael Jordan - war gerade erst wieder von seinem Baseball-Ausflug zurückgekehrt. Ben & Jerrys, der Eishersteller aus Vermont, war noch ein relativ kleines (aber stark wachsendes) Unternehmen. Und Microsoft war gerade bei der Fertigstellung von Windows 95. Ihr weitverbreitetstes Produkt war MS DOS 6.2.2, welches ich zu der Zeit selbst nutzte. Da musste man noch Befehle eingeben, um Programme zu starten. Nicht wirklich vergleichbar mit dem Ich-Tippe-Mit-Dem-Finger-Auf-Das-Display-Und-Bin-Der-Checker von heute...

Zurück zu seinem Beispiel: Er schrieb, dass man Folgendes für die jeweils 20' $ bekommen hätte am 21.04.1995:

  1. 365 Disney-Aktien zu etwa 54,75 $
  2. 274 Nike-Aktien zu etwa 73,13 $
  3. 485 Pepsi-Aktien zu 41,25 $
  4. 1.584 Ben & Jerry's-Aktien zu 12,62 $
  5. 267 Microsoft-Aktien zu 75 $

Was hätte man heute: 22 Jahre sind eine verdammt lange Zeit. In dieser Zeit gab es zahlreiche Splits bei den Unternehmen und auch mindestens 3,5 größere Krisen (1997 die Asien-Krise, ab 2000 Platzen der Dot Com Blase, 2008 die Finanzkrise und 2016 die Wahl von Donald Trump). Bezüglich der Splits habe ich auf der Split-History-Webseite folgende Informationen finden können:

  1. Disney führte 1998 einen 3:1-Split durch. D.h man hätte jetzt die 3-fache Menge an Aktien, sprich also 1095 Stück. Zum aktuellen Kurs von 97,38 $ wären diese also rund 106' $ wert.
  2. Nike führte 1995, 1996, 2007 und 2012 jeweils 2:1-Splits durch. D.h. man hätte jetzt die 16 fache Menge an Aktien, sprich also 4.384 Stück. Zum aktuellen Kurs von 50,98 $ wären diese also rund 223' $ wert.
  3. Pepsi führte 1996 einen 2:1-Split durch. D.h. man hätte jetzt die doppelte Menge, sprich also 970 Stück. Zum aktuellen Kurs von 112,62 $ wären diese also rund 109' $ wert.
  4. Ben & Jerry's wurde 2000 durch Unilever gekauft. Diese bezahlten damals 43,60 $ pro Aktie. D.h. für die 1.584 Aktien hätte man rund 69' $ bekommen. Dafür hätte man dann alternativ Unilever kaufen können. Die wären in 2000 zwischen 16 und 23 € zu haben gewesen und stehen aktuell bei rund 51 €. Für das Rechenbeispiel nehmen wir aber einfach die 69' her, die man von Unilever bekommen hätte.
  5. Microsoft führte 1996, 1998, 1999 und 2003 jeweils 2:1-Splits durch. D.h. man hätte jetzt wie bei Nike auch die 16 fache Menge an Aktien, sprich 4.272 Stück. Zum aktuellen Kurs von 77,49 $ wären diese also rund 331' $ wert.

In Summe hätte wir also allein an Kurswerten rund 838' $. Und da haben wir die 69' $ aus dem Ben & Jerry's Verkauf 17 Jahre lang nicht arbeiten lassen. Zusätzlich haben wir auch keinerlei Dividenden berücksichtigt. Disney zahlt aktuell 0,78 $ Dividende / Halbjahr, Nike aktuell 0,18 $ Dividende / Quartal, Pepsi aktuell 0,81 pro Quartal und Microsoft 0,39 $ Dividende / Quartal. Von Disney würde man somit mit der splitbereinigten Anzahl an Aktien 1.700 $ pro Jahr bekommen, von Nike 3.100 $ pro Jahr, von Pepsi 3100 $ pro Jahr und von Microsoft 6.600 $ pro Jahr - Tendenz steigend. In Summe bekäme man also 14.500 $ - also eine Rendite von 14,5 % bezogen auf das initiale Investment von 100' $. Das ist der Zinseszins in Aktion.

Vergleich zu Alternativinvestments:
Der DAX stand am 21.04.1995 bei 2.029 Punkten (jetzt bei etwa 13.000). 100' in einem DAX-ETF wären also auf etwa 640' angewachsen. Auch recht respektabel. Der S&P 500 stand damals bei etwa 520 Punkten (jetzt bei etwa 2.550 Punkten). 100' in einem S&P-500-ETF wären also auf etwa 490' angewachsen. Nicht schlecht. Der hochgelobte MSCI World stand am genannten Datum bei rund 670 Punkte und aktuell bei etwa 2.000. 100' in einem S&P-500-ETF wären also auf etwa 298' angewachsen. Auch respektabel - aber eben doch weit entfernt vom Ergebnis der 5 genannten Unternehmen exkl. Dividende. Einzig der MDAX hätte das Ergebnis übertroffen. Der stand am 21.04.1995 bei 2.318 und zuletzt bei 26.000 - also rund 11 mal so hoch. Damit wäre man Millionär gewesen. Bei einem 4 % - Festgeldkonto hätte man in den 22 Jahren mit den 100' etwa 227' ohne Betrachtung der Steuer auf die jährlichen Zinsen. Der Goldpreis lag im April '95 bei umgerechnet etwa 390 (jetzt 1.300). Die 100' wären also zu etwa 333' geworden (ohne Aufbewahrungskosten). Einen Bitcoin-Vergleich stelle ich jetzt mal nicht an, da wir ja von investieren und nicht von Glücksspiel reden. Obwohl man zugeben muss: den Vergleich würde das Depot aktuell haushoch verlieren :-)

Fazit:
Peter Lynch und John Rothchild hatten 1995 wieder ein gutes Buch abgeliefert. In Summe ist es das schwächste der drei, aber trotzdem sein Geld wert als Einstiegslektüre - auch heute noch. Es sind extrem viele interessante Informationen enthalten und einiges an Grundlagenwissen. Zudem erkennt man, dass die Informationsbeschaffung heutzutage wesentlich einfacher geworden ist durch das Internet. Sie haben als Datenquellen z.B. noch Faxabrufnummern im Anhang stehen. Egal, wie man nun investieren möchte (aktiv durch Stockpicking oder passiv durch breitgefächerte ETFs) - Hauptsache man investiert, regelmäßig und langfristig. Oder wie man bei Nike sagt - Just do it!

Dienstag, 3. Oktober 2017

Easy Fürstenfeldbruck WISA schreibt über Alex Düsseldorf Fischers 'Reicher als die Geissens'

Easy Fürstenfeldbruck WISA schreibt über Alex Düsseldorf Fischer

Ich erinnere mich, im letzten Jahr bereits einmal über Alex Düsseldorf Fischer und sein Buch 'Reicher als die Geissens' gelesen zu haben. Dieses wurde von einigen Blogger-Kollegen empfohlen. Was mich etwas gestört hatte, war die Tatsache, dass es kostenlos angeboten wurde und dafür 'nur' 6 € Versand kostete. Nichtsdestotrotz sagte ich mir 'Clever Bürschchen' und schaute dann immer mal wieder bei Ebay, ob es nicht günstiger zu haben war. Doch ähnlich wie Disney Blu Rays bot sich mir nicht wirklich die Chance für weniger Euronen Besitzer dieses Buches zu werden. Und so vergaß ich es erst einmal wieder.

Irgendwann hörte ich dann ein Interview von Herrn Fischer beim Finanzrocker aus dem Jahre 2015 und dachte mir: 'Gar nicht so unklug, was der etwas schmierig aussehende Kollege da so von sich gibt.' Und somit schlug ich vor ein paar Wochen dann doch zu, als es mir bei Facebook wiederholt 'kostenlos' angeboten wurde. Das Thema Immobilien ist und bleibt für mich interessant, auch wenn ich nicht investiert bin. Und Herr Fischer kennt sich ja scheinbar doch recht gut damit aus. Daher war mein Ziel, durch den Kauf des Buches vielleicht doch noch ein wenig mehr zu dem Fachgebiet Immobilien zu erfahren.

Das Buch kommt recht stylisch daher. Schwarzes Cover, den Titel in silbernen Buchstaben und das Gesicht von Herrn Fischer ist auch direkt auf dem Titel sichtbar. Es liegt gut in der Hand und wirkt mit seinen etwas mehr als 400 Seiten relativ umfangreich. Bereits beim Lesen der ersten Seiten fällt allerdings auf, dass es sich um leichte Kost handelt, welche wohl auch diejenigen als Zielgruppe hat, welche die titelgebenden Geissens kennen und bewundern. Also definitiv nicht mich. Die Geissens sind neben Bauern, Schwiegertöchtern, Dschungelcampern und Auswanderern einer der Gründe, warum bei uns kein Free TV mehr läuft. Im Verlaufe des Buches wird allerdings klar, dass Herr Fischer den Titel nur aus PR-Gründen gewählt hat, denn zu den Geissens selbst verliert er in Summe geschätzte 50 Wörter.

Das Buch besteht aus 3 Teilen und insgesamt 66 Kapiteln/Abschnitten. D.h. jedes Kapitel ist durchschnittlich 6-7 Seiten lang (also 2-3 S-Bahnstationen). Es wird versucht, auf zahllose Themen wie Mindset, Unternehmertum, Soft Skills, Finanzierung, Investments und Immobilien einzugehen. Das Lesen fällt leicht, ist aber teilweise auch nervig, wenn z.B. zum x-ten mal darauf hingewiesen wird, ja nichts zu überspringen oder zu überfliegen. Die meisten Themen werden nur an der Oberfläche angekratzt und viel zu oft wird auf seine Webseite oder seinen Youtube-Kanal verwiesen. Es will viel, liefert aber meiner Meinung nach relativ wenig. Manchmal versucht er cool zu wirken, was aber bei Ausdrücken wie 'der guten Seite der Macht' in die Hose geht. Jeder echte Star Wars-Fan weiß, dass es die helle und die dunkle Seite gibt, nicht aber die gute Seite...

Was mir jetzt 2 Wochen nach dem Lesen des Buches vor allem in Erinnerung geblieben ist, ist sein Versuch, möglichst viele Gegebenheiten auf das Paretoprinzip abzubilden. Wie so vieles aus der Statistik ist das ganz nett, hilft aber meiner Meinung nach im Alltag dann doch nur bedingt. Einige seiner Tipps sind durchaus hilfreich. Dass man z.B. öfter mal im Duden nach der genauen Bedeutung bestimmter Worte schauen sollte, ist absolut richtig. Eine Umfrage im Bekanntenkreis bezüglich eines seiner genannten Wörter hat z.B. ergeben, dass sie bei der Instandsetzung einer Fassade (das war das Wort) durchgängig alle 4 Seite des Hauses renoviert hätten, nicht nur die 'der Straße zugewandte Seite'. Aber genau solches Wissen ist es wieder, welches einen dann im Falle des Falles als Klugscheißer unbeliebt macht. Manchmal kann man dann zwar Recht haben, Freunde macht man sich damit aber nicht zwangsläufig.

Die Installation seines Geldmagneten erschließt sich mir auch nur bedingt. Er schlägt vor, 10 % des Einkommens auf ein Konto zu überweisen (siehe auch 'Der reichste Mann von Babylon'), welches man eingerichtet hat und zu dem man dann PIN und EC-Karte wegschmeißt. Das Geld soll man dann da drauf liegen lassen. Einfach so. Hätte er jetzt gesagt, dass man mit den 10 % ETFs kauft, wäre ich bei ihm gewesen. Aber 10 % einfach so unzugänglich rumliegen lassen? Wozu?

Als ich dachte 'Jetzt wird es interessant' - also bei seinem Spezialgebiet Immobilien - wird dann wieder größtenteils auf seine Webseite oder sonstige Quellen verwiesen. So ist z.B. das Kapitel 'Wert und Cashflow steigern' sage und schreibe 8 Zeilen lang. Hier wurde meiner Meinung nach viel Potential verschenkt, da ich aus seinem Interview mit Daniel Korth ja weiß, dass er interessante Dinge über Immobilien weiß.

Seinen Youtube-Kanal, den er immer wieder erwähnt, finde ich eher so semi-geil. Zahllose 3-4 Minuten Videos, auf denen er bei 200 km/h auf der Autobahn in leicht verdauliche Häppchen für seine Anhängerschaft versucht, Fragen zu beantworten. Vielleicht bin ich zu alt dafür, um das gut zu finden. Keine Ahnung. Es kann durchaus sein, dass es auch ein paar gehaltvolle Beiträge gibt, aber alles in allem habe ich ständig das Gefühl in einer Alex Fischer Verkaufsveranstaltung zu stecken, in der zwar alles kostenlos ist, aber dann irgendwie doch nicht, da ich ja viel Zeit investieren muss (oder alternativ 6 € Versandkosten). Herr Fischer ist für mich vor allem eins: Ein Marketing-Profi, der es gelernt hat, sich und sein Wissen gut in Szene zu setzen. Ich bin mir absolut sicher, dass ich mich mit ihm sehr gut unterhalten könnte aus folgendem Grund: er weiß viel, redet gerne und ich bin ein guter Zuhörer.

Alles in allem ist das Buch trotzdem ganz nett. Wobei meine Frau jetzt (in diesem Falle zu Unrecht) behaupten würde, nett sei die kleine Schwester von scheiße. Ich würde ihm 3 von 5 Sternen geben, da meine Erwartungen nicht erfüllt wurden und es zu all seinen angeschnittenen Themen diverse Bücher gibt, welche diese wesentlich besser behandeln:

  1. Möchtest du etwas über das Investieren lernen, so lies lieber 'One Up on Wall Street' von Peter Lynch oder 'Der Finanzcode' von Howard Marks.
  2. Möchtest du etwas über finanzielle Freiheit lernen, so lies lieber 'Der reichste Mann von Babylon' von George S. Clason.
  3. Möchtest du etwas über die Verbesserung deiner sozialer Verhaltensweisen lernen, so lies lieber 'Wie man Freunde gewinnt: Die Kunst, beliebt und einflussreich zu werden' von Dale Carnegie oder 'The Game' von Neil Strauss.
  4. Möchtest du etwas über Unternehmertum lernen, so lies lieber 'Kopf schlägt Kapital' von Günter Faltin oder diverse Biografien erfolgreicher Unternehmer.
  5. Möchtest du etwas über Immobilien lernen, so lies lieber 'Geld verdienen mit Wohnimmobilien' von Alexander Goldwein.