Sonntag, 25. Juni 2017

Happy Birthday to Me - 1 Jahr EasyWISA-Blog

Happy Birthday to Me - 1 Jahr EasyWISA-Blog

Mittlerweile ist es ein Jahr her, dass ich meinen ersten Artikel im EasyWISA-Blog veröffentlicht habe. Dieser hatte den Titel 'Alles hat einen Anfang' und ist mit Abstand der am wenigsten gelesene Beitrag meines Blogs. Ich kann mich noch ganz gut daran erinnern, dass ich zu der Zeit Abends immer in Hannover im Hotel saß und überlegte, wie ich meinen bis dahin eher semierfolgreichen Investmentprozess verbessern könnte. Ergebnis des Ganzen war dann, dass ich beschloss, die zahlreichen Gedanken zu den einzelnen Investments strukturiert zu Tastatur zu bringen und dann der Öffentlichkeit zu präsentieren. So war der Plan und 49 Artikel später kann ich sagen, dass es mir persönlich bisher schon etwas gebracht hat. Meine Investments sind seither weniger hektisch geworden und ich sage auch öfter mal 'Nein danke' - auch wenn dies teilweise im Nachhinein schmerzen kann (siehe auch Artikel zu Myriad Genetics - Kurs im Januar knapp 16 € - Kurs aktuell knapp 23,50 €).

Insgesamt gesehen habe ich mich mit mehr Unternehmen und auch sonstigen Themen befasst, als in den Jahren zuvor. Unter anderem wusste ich vorher nicht so viel über Immobilieninvestments oder das Thema 'effektives Arbeiten'. Zusätzlich war mir nicht bewusst, dass es im deutschsprachigen Raum so viele interessante und lesenswerte Blogs gibt, die sich mit Finanzen beschäftigen (siehe auch Linkliste rechts, die immer länger wird). Hervorzuheben sind hier meiner Meinung nach der Finanzrocker, dessen Podcast ich regelmäßig auf dem Weg von/nach München höre, FYouMoney, dessen amüsanter Schreibstil ihn von anderen Finanzblogs abhebt und Value and Opportunity, dessen Autor es einfach drauf hat.

Die TOP7 der meistgelesenen Artikel des letzten Jahres waren übrigens:

  1. EASY Software AG: Ein deutscher SmallCap-Namensvetter aus der Software-Branche
  2. Alphabet Inc (GOOG): Der tiefste und breiteste Burggraben unserer Zeit?
  3. Alexander Goldwein - Geld verdienen mit Wohnimmobilien
  4. K+S AG: Blick auf einen gefallenen Engel aus der Chemiebranche
  5. Gebrauchtwagenverkauf an Hassan - Ein Erfahrungsbericht
  6. The Walt Disney Company (DIS): Meine Aktie für die Ewigkeit
  7. Pandora A/S: Von Möpsen zu Investmentideen

Ich denke mal, dass ich demnächst auch mal einen Beitrag schreiben werden über alle Unternehmen, die ich bisher analysiert habe und wie sie sich seither entwickelt haben. Aber das wird dann Bestandteil des 2. Jahres von EasyWISA.

Abschließend möchte ich noch einmal die Chance nutzen, mich bei allen Lesern und Kommentatoren zu bedanken. Vielen vielen Dank... Den Blog wird es zwar in Zukunft auch ohne euch geben, aber mit und durch euch macht es einfach mehr Spaß :-) Bis dann.

Donnerstag, 15. Juni 2017

Bed, Bath & Beyond (BBBY): Cashflow-starker Heimausstatter mit einstelligem KGV

Bed, Bath & Beyond (BBBY): Cashflow-starker Heimausstatter mit einstelligem KGV

Jasper, der Betreiber des Blogs 'Jasper Quast – Aktien/Politik/Wirtschaft' hatte mich Anfang des Jahres gefragt, ob ich bei seinem Kollaborationsversuch von Finanzbloggern dabei sein möchte. Ich hatte spontan zugesagt, da mir die Idee gefiel und ich seinen Blog mag. Thema des Ganzen sollte sein, eine konkrete Investmentidee zu präsentieren. Das mache ich ja in meinem Blog bereits ab und an und meine TODO-List war (ist) ja auch noch relativ lang. Im Endeffekt entschied ich mich dazu, einen Beitrag zu Bed, Bath and Beyond (BBBY) zu verfassen. Jasper selbst hatte ein paar Worte (OK - das ist leicht untertrieben) zu American Outdoor Brands (ehemals Smith & Wesson Holding Corporation) verloren und der Autor des Blogs Seeking Value hatte die Education Development Corporation vorgestellt. In dem Beitrag, der unter der Rubrik Investors Club läuft, hatte ich in meinem Abschnitt abschließend eine etwas ausführlichere Präsentation versprochen, die ich jetzt hiermit nachreichen möchte. Besser spät, als nie, würde ich sagen. Vorteil des Ganzen: die Jahreszahlen 2016 sind mittlerweile auch raus und die Aktie selbst ist auch noch etwas günstiger geworden. Doch dazu später mehr...

Zum Unternehmen:
Bed, Bath and Beyond (BBBY) ist - wie der Name schon vermuten lässt - im Bereich der Heimausstattung angesiedelt. Sie wurden 1971 gegründet, wobei die beiden Gründer Warren Eisenberg und Leonard Feinstein immer noch im Aufsichtsrat aktiv sind. Das Unternehmen besitzt mittlerweile etwa 1550 Filialen in Nordamerika. Eine genaue Verteilung der Anzahl der Filialen über die einzelnen Bundesstaaten der USA ist im Geschäftsbericht aufgelistet. In den Geschäften und auch Online werden zahlreiche Artikel des Heimbedarfs angeboten, so wie wir es aus Ikea, Segmüller oder aber dem Dänischen Bettenlager kennen. Das Hauptaugenmerkt liegt dabei auf Accessoires, Möbeln und auch Haushaltsgeräten aller möglichen Preisklassen und Einrichtungsstile. Neben 'normalen' Artikeln sind sie in den letzten Jahren auch vermehrt im Bereich der personalisierten Gegenstände vertreten (u.a. durch Unternehmenszukäufe). D.h. möchte man zu Geburtstagen, Hochzeiten oder Geburten Artikel wie Kissen, Handtücher oder Geschirr z.B. mit dem Namen der/des Liebsten erstehen, so ist man bei BBBY an der richtigen Adresse. Um sich einen Überblick über das Gesamtangebot zu verschaffen, reicht ein einfacher Besuch auf deren recht schicker Webseite. Wie ich gesehen habe, würden sie sogar nach Deutschland liefern...

Im Beitrag bei Jasper hatte ich bereits erwähnt, dass ich während meiner Zeit in den USA bei ihnen einkaufen war und mir das damalige Kauferlebnis durchaus in positiver Erinnerung geblieben ist. Doch was nützen einem mehr als 10 Jahre alte Erinnerungen, wenn am Ende die Zahlen nicht stimmen. Also 'butter by the fishes': ab zu den Geschäftszahlen.

Die Geschäftszahlen:

Von 2006-2016 haben sie v.a. durch eine massive Ausweitung ihres Filialnetzes eine Umsatzsteigerung von etwa 6.6 Mrd. USD auf 12.2 Mrd. USD geschafft. Sie waren dabei durchgehend profitabel und auch die zugehörigen Cashflows sehen recht gut aus. Das Hoch ihrer Profitabilität liegt allerdings bereits mehr als 5 Jahre zurück. Seitdem ist u.a. die wichtige operative Marge von 16,5 % auf 9,3 % gesunken. Hauptgrund dafür sind die stark gestiegenen Investitionen in den Ausbau des eigenen Onlineangebotes um z.B. mit dem Online-Platzhirsch aller Platzhirsche Amazon mithalten zu können. Seit 2011 wurden zusätzlich kleinere Unternehmen übernommen (siehe Goodwill-Anstieg) und in 2014 wurde die Verschuldung massiv nach oben gefahren v.a. um Aktienrückkäufe tätigen zu können (rund 1,5 Mrd., die 2024, 2034 und 2044 fällig sind). Im Nachhinein nicht die cleverste Entscheidung, wenn man sich den Kursverlauf anschaut. Seit letztem Jahr wird eine Dividende gezahlt. Diese wurde nach 4 Quartalszahlungen von jeweils 0,125 $ auf jetzt 0,15 $ (sprich 0,60 $ pro Jahr) angehoben. Daraus ergibt sich eine Rendite von rund 1,6 %, wobei aufgrund der geringen Auszahlungsquote hier noch viel Platz nach oben wäre. Zu aktuellen Kursen sind mir persönlich die Aktienrückkäufe lieber.

Der Chartverlauf:

Vom Tiefpunkt in 1992 bei 0,875 $ kurz nach dem Börsengang bis zum Höchststand von über 80 $ in 2014 haben sicherlich einige Leute gutes Geld mit BBBY verdient. Das war dann quasi ein 90-bagger in der Sprache von Peter Lynch. Seitdem ist es allerdings mehr ein fallendes Messer, in das ich einfach mal reingegriffen habe.

Pro und Kontra:
Gut gefällt mir an BBBY, dass sie durchgehend profitabel waren und ein gutes Wachstum hinlegen konnten. Dass die Gründer noch mit an Bord sind (wenn auch 'nur' als Aufsichtsräte), ist auch nicht unbedingt ein Nachteil. Sowohl die Aufsichtsräte als auch der CEO haben zuletzt ihre Anteile aufgestockt - wenn auch durch Ausübung von Optionen. Der CEO hat mittlerweile rund 766' Aktien, wenn ich es richtig ausgerechnet habe (siehe hier), Eisenberg etwa 1.424' (siehe hier) und Feinstein etwa 1.437' (siehe hier). Ein gewisses Interesse am Geschäftserfolg sollte bei den verantwortlichen Insidern also durchaus vorhanden sein.

Die Renditen sind für Brick&Mortar-Einzelhändler mit einer EK-Rendite von rund 25 %, einer GK-Rendite von rund 10 % und einer operativen Marge von 9,3 % recht gut und mit denen des Wettbewerbers Williams-Sonoma Inc. vergleichbar. Ein Newcomer (erst seit 2016 gelistet) im gleichen Segment wäre die At Home Group Inc.. Diese sind noch kleiner, können aber auch ein gutes Wachstum vorweisen, wobei ihre Renditen noch wesentlich niedriger sind. Wal-Mart (18/7/5), Target (24/7/7) und Amazon (14/3/3) als weitere Vertreter aus dem Handelsbereich sind auf jeden Fall von diesen Renditekennzahlen her gesehen auch schlechter.

Dass sie in Punkto Preisgestaltung bei ihren Produkten durchaus mit Amazon mithalten können, hat ein Mitinvestor in seinem Artikel 'Bed Bath & Beyond Products Are Still Cheaper Than Amazon' bei SeekingAlpha beschrieben.

Mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 0,4 und einem KGV von rund 8 sind sie von der eigenen Historie her gesehen aber auch im Marktumfeld insgesamt recht preiswert unterwegs. Williams-Sonoma hat ein KUV von 0,8 und ein KGV von 15. Vom Cashflow her gesehen sind sie beide in etwa gleich gut (KFCF von jeweils 12 je nach Betrachtungsweise).

Ein eher positives Thema wären aktuell Aktienoptionen: Es sind zwar 3.9 Mio. Optionen, 3.5 Mio. Restricted Stock Units und 1 Mio. Performance Stock Units ausstehend. Da deren Ausübungskurse aber jenseits der 50 USD-Marke liegen, würden die Optionsbesitzer wohl auf eine Ausübung verzichten und für BBBY würden daraus erst einmal keine Kosten entstehen.

Die gesunkenen Margen und die im Nachhinein gesehen zu teuren Aktienrückkäufe in 2015 und 2016 sind auf jeden Fall als Negativpunkt anzusehen. Genau so der Vorwurf einiger Analysten, dass sich BBBY Kundschaft v.a. durch teure Rabattaktionen erkauft (20 % auf ausgewählte Artikel und über ihr Loyalty Programm sogar dauerhaft 20 % auf alles). Bei Praktiker haben wir hier in Deutschland gesehen, dass man durchaus Probleme bekommen kann, wenn man seinen Kunden quasi ständig auf alles außer Tiernahrung Rabatt anbietet.

Bewertung:
Nachdem seit dem Beitrag bei Jasper die Geschäftszahlen für 2016 veröffentlicht wurden und teilweise etwas niedriger ausgefallen sind, als ich erwartet hatte, habe ich für meine Bewertung einmal in paar Faktoren etwas konservativer angenommen, als bisher. Für diese habe ich diesmal 4 Szenarien entworfen. Beim Bär-Szenario (d.h. also eher negative Erwartungen) gehe ich davon aus, dass in den nächsten 4 Jahren lediglich ein Umsatzwachstum von 1 % pro Jahr stattfindet und die Nettomarge (Nettogewinn/Umsatz) auf 4 % sinkt. Zuletzt lag sie bei 5,6 %. Es werden weiterhin Aktienrückkäufe durchgeführt. Allerdings mit 7 Mio. Aktien pro Jahr nicht mehr so aggressiv, wie bisher. Bei meinem Normal-Szenario habe ich 3 % Umsatzwachstum, eine Nettomarge von 5 % und Aktienrückkäufe von 9 Mio. pro Jahr angenommen. Beim Bull-Szenario 5 % Wachstum, eine Nettomarge von 6 % und Aktienrückkäufe von 11 Mio. pro Jahr. Darüber hinaus habe ich noch einmal ein sogenanntes 'Donnie goes wild'-Szenario mit einer Wahrscheinlichkeit von 5 % einfließen lassen. Bei diesem gehe ich davon aus, dass Mr. President die Wirtschaft tatsächlich ankurbeln kann und die Amerikaner für ein Umsatzwachstum von 6 % p.a. sorgen. Darüber hinaus senkt er die Steuern auf 15 %, so dass sich die Nettomarge von BBBY auf 7,5 % erhöht, da sie derzeit rund 35 % Steuern zahlen.

Mit entsprechend zugeordneten KGVs (8, 10 und 12) und passenden Wahrscheinlichkeiten komme ich auf einen gewichteten Kurs von etwas über 60 USD in 2021. Zum aktuellen Kurs von rund 36 $ wäre die Aktie damit also durchaus als interessant anzusehen.

Fazit:
Ich sehe BBBY als gutes Unternehmen in einem schwierigen Marktumfeld an, dessen Bewertung aktuell relativ günstig scheint. Daher habe ich seit Anfang des Jahres einen kleinen Teil meines Portfolios in BBBY investiert. Die zuletzt eingeführte Dividende macht es für mich etwas leichter, eine 'schauen wir einmal, was passiert'-Haltung einzunehmen. Die Aktienrückkäufe wurden scheinbar etwas zur falschen Zeit intensiviert. Allerdings war ich da noch nicht investiert und kann somit evtl. die aktuelle Schwäche für einen Einstieg nutzen.

Wichtiger Hinweis: Ich bin kein Anlageberater. Diese ist keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung. Fehler können enthalten sein. Daher keine Gewähr. Informiert euch selbst, wenn ihr investieren möchtet!