Sonntag, 28. August 2016

Robert Kiyosaki: 'Rich Dad, Poor Dad'

Robert Kiyosaki: 'Rich Dad, Poor Dad'

Vor kurzem fragte mich ein Bekannter, was ich da eigentlich so bei Facebook poste. Irgendwas mit Zahlen und Charts, mit dem er allerdings nicht wirklich was anfangen konnte. Dabei kamen wir ins Gespräch und mir wurde wieder einmal bewusst, wie wenig sich viele Leute mit dem Thema Geldanlage auseinander setzen. Mein Bekannter wusste nicht, wie man Aktien kauft, wie ein Aktienkurs bestimmt wird, wie das mit der Börse funktioniert und dass man einen Großteil der notwendigen Informationen zu Unternehmen kostenlos im Internet erhalten kann. Und er ist kein Einzelfall. Das Verhältnis von Leute, die sich mit dem Thema auskennen und auch auseinandersetzen, zu den Leuten, die es nicht tun, ist genau verkehrt herum. Nur 5 % tun es und 95 % tun es nicht. Das Verstörenste ist, dass selbst Bekannte, die sich damit auskennen oder sich dafür interessieren sollten (Steuerberater, Leute aus Bankwesen oder Versicherungsfachleute), es nicht tun.

Ich persönlich bin meinem Vater sehr dankbar, dass er einige meiner Interessen (Computer, Sport) schon frühzeitig in die meiner Meinung nach richtige Richtung gelenkt hat. Mit 11 Jahren wollte ich gerne eine Spielkonsole haben. Nach langem hin und her entschied er sich dazu, dass ich einen PC bekomme. Einen Großteil des Kaufpreises von 1.400 DM musste ich damals selbst übernehmen und von meinem Ersparten bezahlen. Es war ein 286er mit 16 MHz, 1 MB RAM, einer 40 MB Festplatte, MS-DOS 5.0 als Betriebssystem und einem 14'-VGA-Monitor, der sich strahlungstechnisch wahrscheinlich nicht vor einem CASTOR hätte verstecken müssen. Er selbst war (und ist noch) ein 'einfacher' Arbeiter und vermittelte mir frühzeitig, dass ich es v.a. durch Bildung schaffen kann, leichter Geld zu verdienen, als er. Mit Ratschlägen wie 'Mit Englisch und Französisch kommst du durch die ganze Welt' oder 'Von Arbeit ist noch niemand reich geworden' hat er mich geprägt und meinen bisherigen Lebensweg entscheidend beeinflusst. Im Nachhinein hätte ich mir nur eine Sache gewünscht: neben der Vermittlung von Grundprinzipien (nicht mehr ausgeben, als man einnimmt) noch mehr Grundbildung in Sachen Finanzen. Ein Bekannter hatte ähnliche Erfahrungen gemacht, die allerdings sogar so weit gingen, dass er am Ende relativ hohe (Konsum-) Schulden hatte. Er war es, der mir das Buch 'Rich Dad, Poor Dad' empfahl. Seine Denkweise hätte es auf jeden Fall positiv beeinflusst, sagte er, und, dass dieses Buch eigentlich jedes Kind ab 10 Jahren lesen sollte, um die angesprochene 'finanzielle Grundbildung' zu erhalten. Dieses Buch wollte ich an dieser Stelle einmal vorstellen.

'Rich Dad, Poor Dad ' von Robert Kiyosaki und Sharon Lechter wurde 1997 geschrieben. Der komplette Titel lautet "What the rich teach their kids about money, that the poor and middle class do not", also sinngemäß "Was die Reichen ihren Kindern über Geld beibringen und die der Unter- und Mittelschicht nicht". Das Buch selbst beginnt mit der Erzählung, wie Sharon Lechter Robert Kiyosaki kennenlerne und sie zusammen den Entschluss trafen, aus den lose gesammelten Anektoden und Ideen Kiyosakis ein Buch zu erstellen.

Kiyosaki wurde auf Hawaii geboren und wuchs auch dort auf. Er hatte laut seinen Ausführungen 2 Väter. Der eine, sein richtiger Vater, war im Bildungsbereich tätig, gab ihm die altbekannten Ratschläge 'Lerne, studiere und suche dir einen sicheren Arbeitsplatz, um durch harte Arbeit aufzusteigen'. Dies war der 'arme' Vater. Sein reicher 'Vater' (eigentlich der Vater seines Freundes) war Schulabbrecher, Firmeninhaber und sagte eher solche Sachen wie 'Lerne, studiere und finde eine gute Firma, die du kaufen kannst'. Der eine riet ihm, sich auf den Staat und das Rentensystem zu verlassen und der andere sagte sinngemäß 'Verlass dich nicht auf Staat und das Rentensystem, denn sonst bist du verlassen'. Im Verlauf des Buches zeigte er die unterschiedlichen Denkweisen der beiden immer wieder auf, wobei er am Ende eher den Ratschlägen des Reichen als des Armen Vaters gefolgt ist.

Mir gefiel an dem Buch vor allem, dass man auf bestimmte Themen (Cashflow, Steuern und aktives vs. passives Einkommen) einmal eine erfrischend andere Sichtweise bekommt. Bei der Frage nach den größten Ausgaben, die man so hat, wären mir beispielsweise spontan Miete, KFZ und Versicherungen eingefallen. Bei den meisten der Mittelschicht, zu der ich mich einfach mal zähle, sind es aber die Steuern und Sozialversicherungsbeiträge. Dies nimmt man aber als Otto-Normalverbraucher einfach als gegeben hin. Hier ist der Ansatzpunkt der Reichen. Arbeitet man für Geld, kommt man irgendwann an den Punkt, dass man mehr als 40 % des Einkommens für direkte Steuern bezahlt. Indirekte Steuern (Mehrwertsteuer, Mineralölsteuer, Versicherungssteuern etc.) sind da gar nicht mit eingerechnet. Dieses Geld ist einfach weg und verschwindet im Schwarzen Loch 'Staatskasse'. Lässt man allerdings Geld für sich arbeiten, hat man nur Kapitaleinkünfte und zahlt dann vereinfacht gesagt maximal 25 % Steuern. Kiyosaki selbst hat sein meistes Geld mit Immobilien gemacht. Reiche lassen also ihr Geld für sich arbeiten und nutzen dabei gewisse Schwächen im System aus. In den USA ist es wohl so, dass man bei der Veräußerung von Immobilien keine Steuern auf Gewinne bezahlt, wenn man sich mit dem Geld eine größere Immobilie kauft. Von Deutschland weiß ich, dass es für vermietete Immobilien eine zehnjährige Spekulationsfrist gibt, nach der der Veräußerungsgewinn steuerfrei ist. Da mir hierzu die Kenntnisse und Erfahrungen fehlen, habe ich mir kurzerhand einfach mal ein Buch zum Thema Immobilien bestellt, um herauszufinden, was in Deutschland diesbezüglich möglich ist. Ein Artikel folgt sicherlich irgendwann.

Ansonsten ist das Buch kein literarisches Meisterwerk sondern ein flüssig lesbarer, witziger und hilfreicher Ratgeber, den ich in Zukunft wohl noch einmal durcharbeiten werde. Es ist meiner Meinung nach wirklich sehr zu empfehlen und für relativ kleines Geld bei Amazon oder auch eBay zu bekommen. Von Kiyosaki gibt es auch das im Buch selbst angesprochene Brettspiel 'Cashflow' zu kaufen, was allerdings mit einem Preis von fast 200 € echt teuer ist. Der Bekannte, der mir das Buch empfohlen hat, hat es sich bestellt und ist begeistert. Ich selbst konnte mich noch nicht dazu durchringen, aber wie ich mich kenne, werde ich es irgendwann genau so besorgen, wie die Harry Potter Limited Edition mit Hogwards Schloss :-)

2 Kommentare:

  1. Hi,

    ich gratuliere jedem dem das Buch hilft und den richtigen Anstoß gibt. Die Person Robert Kiyosaki selber sehe ich zwiegespalten.

    Siehe z.B. in dieser Diskussion die Beiträge von "Alex von qleverkauf":
    http://timschaefermedia.com/mit-passivem-einkommen-entspannter-leben/

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    1. Danke für den Link. Habe mir mal die 'Alex von qleverkauf'-Kommentare durchgelesen und muss sagen, dass er/sie wohl nur das Interview, nicht aber das Buch gelesen hat. Dann würde er/sie nämlich verstehen, warum Kiyosaki so viele Schulden hat: Damit finanziert er seine Immobilienobjekte und spart Steuern. Und da die Schulden im Moment so günstig sind, macht er neue. Ihm geht es meines Erachtens nach v.a. um den Cashflow, den er mit seinen Immobilien erwirtschaftet (mit der Zeit steigende Mieten) kombiniert mit dem inflationsbedingt abnehmenden Wert der Schulden. 'Alex von qleverkauf' verweist auch auf die Bankrott-Meldung zu Kiyosaki und auch zu dem Thema hat er im Buch was geschrieben: nämlich, dass Reiche ihre Reichtümer bewusst auf viele Firmen verteilen und im Privatbereich oft nicht viel besitzen. Dann kann man ihnen dort nämlich nicht viel wegnehmen. So auch in diesem Falle, in dem die 'Schulden', die er nicht bezahlen konnte/wollte, wohl aus einem Gerichtsurteil kamen.

      Kiyosaki hat sich eine Marke geschaffen, von der er passiv profitiert (Bücher) bzw. von denen er bei Bedarf aktiv profitieren kann, wenn er denn Zeit und Muße hat (z.B. durch bezahlte Vorträge). Muss man alles so machen wie er? Sicher nicht (würde auch nicht funktionieren bei zu vielen Mitspielern oder wenn alle als Vermieter auftreten oder nicht mehr arbeiten). Seine Investments in StartUps und Edelmetalle stehen dazu z.B. viel zu sehr im Gegensatz zu meinem eigenen Investmentansatz. Trotzdem muss man ihm zugute halten, dass er auf einen Missstand hingewiesen hat (fehlende finanzielle Grundbildung) und Lösungen präsentiert (sparsam leben und passives Einkommen schaffen - wie auch immer).

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