Nachdem ich mir letzten Monat BigPlayer des IT-Beratungsbereichs angeschaut hatte, wollte ich mir interessehalber auch einmal einen Überblick über 'allgemeine' Zeitarbeitsfirmen verschaffen. Das Geschäftsmodell dieser ist relativ einfach: Anderen Unternehmen temporär Arbeitnehmer zur Verfügung stellen und dafür eine Gebühr kassieren, die höher ist, als das Geld, welches sie selbst für den Arbeitnehmer zu zahlen haben inkl. aller anfallenden Nebenkosten (Sozialversicherungsbeiträge, Fahrtkosten, Urlaub etc.). Andere Begriffe für Zeitarbeit sind Arbeitnehmerüberlassung oder Leiharbeit. Im Zuge der Umsetzung von Schröders Agenda 2010 haben die auch vorher schon vorhandenen Zeitarbeitsfirmen in Deutschland einen echten Boom erfahren und sind wohl auch weltweit in Zukunft ein sehr wichtiger Bestandteil der Industrie. Mittlerweile dürfte die Zahl der Leiharbeiter bei geschätzt 1 Mio. liegen in Deutschland. Für die ausleihenden Unternehmen selbst sind die Leiharbeiter nicht unbedingt billiger. Aber auf Schwankungen der Nachfrage kann wesentlich flexibler reagiert werden. Wahrscheinlich kennt jeder jemanden, der als Zeitarbeiter tätig oder der in der eigenen Firma als Zeitarbeiter beschäftigt ist.
Als ich noch Student war, war ich selbst einmal für ein solches Unternehmen tätig. Ich meldete mich am Vormittag bei der Firma und hatte am Nachmittag schon einen Ferienjob in einer Getränkefabrik. Meine Aufgabe bestand darin, über 8 Stunden in der Nachschicht ca. 250.000 abgefüllte Flaschen zu beobachten und diejenigen wieder aufzurichten, die bei der 'Fahrbahnverengung' (2 Spuren auf eine Spur) drohten, umzukippen. Wenn ich mich recht erinnere, bekam ich dafür 7,50 € Stundenlohn + 10 € Fahrgeld und Ablöse/Tag. D.h. die Bezahlung war in Ordnung, auch wenn ich vom Anspruch her eigentlich lieber in 'meinem' Bereich (IT) gearbeitet hätte. Entsprechende Angebote waren in Südthüringen zu der Zeit aber leider Mangelware.
In Deutschland und weltweit gibt es unzählige lokal tätige Zeitarbeitsfirmen, aber auch einige Große, die börsennotiert sind. Dabei gibt es Spezialisierte (z.B. Robert Half, AmadeusFiRe, HAYS, Kelly Services), aber auch eher 'Allgemeine', welche größtenteils einfache Hilfskräfte oder aber Mitarbeiter im Handwerk vermitteln. Die heutige Übersicht beinhaltet 4 Allgemeinen Adecco (Schweiz), Randstad (Niederlande), Manpower (USA und 'Begründer' der Branche) und Temp Holdings Co (Japan), sowie zum Vergleich den 'Spezialisten' Robert Half International (USA).
Hier mal ein kleiner Überblick mit aktuellen Zahlen ausgewählter Unternehmen:
Echte Alleinstellungsmerkmale und somit Wettbewerbsvorteile von weltweit tätigen Leiharbeitsunternehmen gibt es meiner Meinung nach nicht, was man an den Geschäftszahlen ganz gut erkennen kann. Robert Half als 'Spezialist' sticht natürlich margentechnisch heraus. Bei allen Unternehmen gibt es anorganisches Wachstum durch Übernahmen, was man an den hohen Goodwill-Zahlen erkennen kann. Randstad hat z.B. kürzlich die Übernahme von Monster durchgeführt und auch sonst gibt es mit den schon angesprochenen lokalen Anbietern viele kleine Übernahmekandidaten. Da diese dann meist über Buchwert gehandelt werden (nichts ungewöhnliches für Dienstleistungsunternehmen), steigt dann natürlich auch der Goodwill. Die Zahlen von Adecco wurde für eine bessere Vergleichbarkeit einmal um die 2015 durchgeführte Goodwill-Abschreibung bereinigt. Normal lag der EBIT bei ca. 300m und das Nettoergebnis war geringfügig negativ. Für 2016 sieht das ganze wohl vergleichbar aus, wie die bereinigten Zahlen. Auf den ersten Blick scheinen Randstad und Manpower sowie Robert Hall am interessantesten zu sein und wandern mal auf die Watchlist. Ggf. werden sie demnächst noch einmal detailierter analysiert. Dabei werden ich auch auf Chancen und Risken eingehen wie z.B. Auswirkungen von Krisen (Finanzkrise + Eurokrise) oder rechtlichen Anpassungen (Mindestlohn, Übernahmepflichten etc).
Wichtiger Hinweis: Beim Zusammentragen der Zahlen (TTM-Zahlen - also die der letzten 12 Monate) inkl. der Umrechnung in USD kann es durchaus zu Fehlern gekommen sein. Daher sollte jeder seine eigenen Nachforschungen anstellen! Mir ging es erst einmal nur um einen groben Vergleich, um herauszufinden, welche Unternehmen man sich evtl. mal näher anschauen sollte. Falls euch noch welche einfallen, würde ich mich über entsprechende Kommentare freuen.
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