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Freitag, 9. April 2021

Plus500 - Das etwas andere Glücksspielunternehmen

Plus500 - Das etwas andere Glücksspielunternehmen

Wann immer ich aktuell ein Free-2-Play-Spiel spiele oder aber Videos auf Youtube schaue, werden mir - da Google offensichtlich weiß, dass ich mich für das Thema Finanzen interessieren - Werbeanzeigen für diverse fesche Tradingsapps angezeigt. Die Robinhoods und Trading Republics dieser Welt vermitteln ja den Eindruck, dass es heutzutage einfacher denn je ist, schnell reich zu werden. Zumindest in der Theorie. Da dachte ich mir so: schauen wir doch einfach mal, ob es Unternehmen in dem Bereich gibt, in die man investieren kann, um auch ein Scheibchen abzubekommen von der neuen Goldgräberstimmung der Börse. Nachdem ich den Zug bei flatexdegiro irgendwie verpasst hatte, deren Kunde ich ja seit Jahren bin, bin ich erstmal wieder in Israel fündig geworden.

Zum Unternehmen:

Das Unternehmen Plus500 ist im Bereich CFD-Trading unterwegs. CFDs - auch Differenzkontrakte genannt - sind ja hochspekulative Finanzprodukte, von denen ich mich bisher ferngehalten habe und - was Kauf/Verkauf angeht - auch in Zukunft fernhalten werden (ich sage nur Totalverlust und (für Privatanleger wohl nur noch bedingt) Nachschusspflicht). Der Wikipedia-Eintrag zu CFDs zeigt die Funktionsweise auf und hat auch ein paar Aussagen drin, mit denen ich CFDs beschreiben würde. Von daher würde ich Plus500 im Bereich Glücksspiele ansiedeln, wobei das Unternehmen die Stellung der Bank einnimmt. Nicht umsonst sind auf ihrer Webseite überall Hinweistexte wie diese zu finden: "CFD sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 76,4% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren."

Plus500 wurde 2008 von ein paar Isrealis gegründet, die gemeinsam am Technion – Israel Institute of Technology studiert hatten. Sie sind seit 2013 börsennotiert, wobei sie damals im UK an die Börse gingen. Der Handel ist auch an deutschen Börsen möglich, wobei es dort nur recht dünne Umsätze gibt. Die Geschäftsberichte enthalten die Zahlen größtenteils in US-Dollar, so dass man zur Bestimmung der Kennzahlen in den meisten Fällen ein wenig umherrechnen muss.

Sie sind als Sponsor diverser Sportmannschaften tätig. Unter anderem auch als Trikotsponsor von Atletico Madrid, die gerade (mit knappem Vorsprung vor Barcelona) Tabellenführer in der spanische Fußballliga sind.

Ihr Geschäft besteht hauptsächlich darin, ihren Kunden Investmententscheidungen - oder besser Wetten - auf diverse Vehikel (z.B. Einzelunternehmen, Währungen, Indizes) einfach per App zu ermöglichen und diese abzuwickeln. Wenn ich es richtig verstanden habe, suchen sie entweder passende Partner (also Kunden, die auf gegenteilige Entwicklungen wetten) oder aber nehmen selbst die Position der Gegenseite an. Dies tun sie aber wohl nur, wenn ihnen ihre Daten und Modelle vorhersagen, dass sie diese Wette mit hoher Wahrscheinlichkeit gewinnen werden.

In den vergangenen Jahren sind sie damit wohl recht gut gefahren. Allerdings besteht doch immer wieder die Gefahr, dass die Finanzbehörden der Länder, in denen sie aktiv sind, die Spielregeln ändern und ihnen somit - als mehr oder weniger Ein-Produkt-Unternehmen - Teile der Geschäftsgrundlage entziehen. Dies sollte man auf jeden Fall immer im Hinterkopf behalten, wenn man sich entschließen sollte, hier Anteilseigner zu werden.

Hier mal der Chartverlauf:

Investoren der ersten Stunde haben keinen Grund, sich zu beschweren und können sich kurstechnisch über einen 12-bagger freuen - exklusive der gezahlten Dividenden. Als im UK gelistetes Unternehmen gibt es mehrere Dividendentermine jedes Jahr, wobei - wenn ich es richtig verstanden habe - durch die Behandlung als israelisches IT-Unternehmen jeweils nicht die volle Dividende bei den Investoren ankommt. In 2015 gab es mal einen starken Kursrückgang, nachdem sie für einige Zeit aufgrund von Geldwäschevorwürfen ihre Operationen stoppen mussten. Und auch zwischen 2018 und 2019 verloren sie zwischenzeitlich mal knapp 70 % des Wertes, was v.a. an geänderten CFD-Spielregeln lag, sowie ein paar Gerichtsprozessen von Kunden, welche behaupteten, dass Plus500 ihre Orders wohl nicht so wie gewünscht/erwartet durchgeführt hatte.

Geschäftszahlen 2012 (Pre-IPO)-2020:

Eine solch durchgängig hohe Profitabilität und Cashgenerierung habe ich bisher selten gesehen. Bis 2018 gabe es eigentlich nur starkes Wachstum, zu dem sie 2020 auch wieder zurückgegekehrt sind. Von der Bewertung her fällt mir eigentlich nur 'zu schön, um wahr zu sein' ein. Es wurden durchgängig hohe Dividenden ausgezahlt und erst in den letzten Jahren sind sie auch zum Rückkauf eigener Aktien übergegangen, wobei sie dabei relativ transparent vorgehen (siehe Latest News auf deren IR-Seite). Ihr Business ist wenig kapitalintensiv. Den größten Teil ihrer Ausgaben haben sie für Marketing (Sponsoring) und Personal. Hochgerechnet kostet es sie immer knapp 750 $, um einen Kunden an ihre Plattform zu binden, welcher dann rund 2000 $ Umsatz bringt. Solange also Goldgräberstimung herrscht oder auch FOMO (Fear Of Missing Out) beim Reich-Werden, sollte es an Neukunden nicht mangeln.

In den kommenden Jahren wollen sie einiges an Geld in die Hand nehmen, um sich breiter aufzustellen und nicht nur vom CFD-Trading abhängig zu sein.

Versuch einer Bewertung:

Wenn man sich die Zahlen der letzten Jahre und v.a. auch aus 2020 selbst ansieht, kann man durchaus behaupten, dass eine vernünftige Vorhersage für Plus500 extrem schwer zu tätigen ist. Von daher nehme ich die Zahlen aus 2020 einfach mal als Status quo her ohne jeglichen Wachstumsannahmen. Normalerweise würde ich sagen: Ein Unternehmen mit dieser finanziellen Basis und dieser Profitabilität hat auf jeden Fall ein EV/FCF-Multiple von 10 verdient. Lässt man einmal gewisse Risiken mit einfließen für dieses aktuell noch mehr oder weniger 1-Produkt-Unternehmen, kann man sagen ein EV/FCF-Multiple von 6 ist fair. Damit würde sich ein Upside von mehr als 100 % ergeben. Klingt irgendwie nach dem Aktionär, wobei der meist mit mindestens 300 % Plus bei defizitären Unternehmen mit ähnlichem Risikoprofil ausgeht.

Was gefällt mir an Plus500:

  1. Durchgängig extrem hohe Profitabilität bei sehr niedriger Kostenbasis. Das Geschäftsmodell scheint recht gut skalierbar zu sein, so dass auch extreme Umsatzrückgänge wie in 2019 gut ausgeglichen werden können.
  2. Überschüssiges Geld wird an Aktionäre zurückgegeben (per Dividenden und mittlerweile auch über Aktienrückkäufe) und vor allem die aktuell sehr niedrigen Bewertungen machen die Rückkäufe meiner Meinung nach wertgenerierend (wenn man denn Aktien besitzt).
  3. Man hat das Problem der Abhängigkeit von einem Geschäftsmodell (CFD-Trading) erkannt und arbeitet an einer Lösung. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass - wenn sie denn zukünftig auch 'normalen' Aktienhandel unterstützen - Cross-Selling-Chancen entstehen. Zeitgleich wird aber auch die Profitabilität darunter leiden. Ist zumindest meine Eindruck, wenn ich mir das etwas breiter aufgestellte Unternehmen IG Group Holdings PLC anschaue.
  4. Was Marktkapitalisierung und Indexzugehörigkeit angeht, fliegen sie meiner Meinung nach noch gut unter dem Radar. Ich konnte auch nirgends mal eine ernstzunehmende Unternehmensanalyse finden. Weiß evtl. ein Leser mehr? Wenn ja, bitte Kommentar hinterlassen.
  5. Die Boni von Managern vom EPS-Wachstum abhängig zu machen, erscheint mir als gute Idee.

Was gefällt mir nicht an der Plus500:

  1. Ähnlich wie Tabakunternehmen, Cannabisaktien, Bestattungsunternehmen oder Waffenhersteller dürfte es relativ unwahrscheinlich sein, dass Fonds aus der 'Für ihr gutes Gewissen'-Ecke hier Geld investieren. Was das angeht, sollte man also - meiner Meinung nach - schmerzfrei sein.
  2. Es gibt einen neuen CEO, der sich auch erstmal beweisen muss. Ich konnte keine Begründung für die recht spontane Abdankung des Vorgängers finden.
  3. Der Handel ist durchaus risikobehaftet, wenn sie eben nicht nur als Vermittler, sondern auch als Wettengegenseite fungieren. Zusätzliche Risiken ergeben sich durch Abhängigkeit von regulatorischen Beschränkungen. Nicht umsonst sind sie nicht den USA tätig.
  4. Es gibt wohl durchaus Anleger, die gerichtlich gegen Plus500 vorgehen. Sollten diese mal Recht bekommen, könnte das sowohl finanziell als auch aus Marketingsicht negative Folgen haben. Bisher kann man ihre Verteidigungsstrategie wohl mit 'Denn sie wissen nicht was sie tun' (im Bezug auf die Sichtweise ihrer Kunden) umschreiben.
  5. Relativ dünne Handelsumsätze an deutschen Börsen. Man sollte daher entweder in London kaufen oder aber auf jeden Fall mit Limit arbeiten.
  6. Sie zahlen aktuell extrem wenig Steuern in Israel. So was kann sich immer mal schnell ändern...

Fazit:

Verrückte Zeiten erfordern verrückte Maßnahmen. Da ich schon immer mal bei einem Glücksspielunternehmen beteiligt sein wollte, habe mir daher einfach mal eine kleine Position gegönnt. Plus500 ist für mich dabei kein Unternehmen, bei dem ich All-In gehen würde. Dafür ist die Abhängigkeit vom zwilichtigen CFD-Handel aktuell einfach zu groß. Sollten hier irgendwelche Regulatoren auf die Idee von Verboten oder ähnlichem kommen, ist für Plus500 das Licht nicht zwangsläufig aus, aber durchaus erstmal etwas dunkler. Und solange die geplante Erweiterung ihrer Angebote noch nicht durchgeführt ist (siehe S. 7 im aktuellen Annual Report), sollte man regelmäßig mal wieder schauen, wie sich der neue CEO (seit Frühjahr letzten Jahres im Amt) so macht.

Andererseits kann ich mir durchaus vorstellen, dass durch Veröffentlichung von News mit bestimmten Schlagwörtern durch Plus500 selbst (z.B. bezüglich der Erschließung neuer Geschäftsfelder) positive Kursentwicklungen entstehen könnten. Zuletzt hat es ja unter anderem bei Support.com, einem der ersten von mir hier vorgestellten Unternehmen, Boom gemacht und der Kurs ist über Nacht durch die Decke gegangen (jetzt klinge ich schon wieder wie 'Der Aktionär' :-) ). Dort war es einfach so, dass ein Bitcoin-Mining-Unternehmen den Zusammenschluss mit Support.com öffentlich gemacht hat (siehe auch hier). Von daher: Schaun wir mal, mit was unsere israelischen Freunde dann so um die Ecke kommen in den kommenden Jahren...

Wichtiger Hinweis: Alle Aussagen stellen persönliche Meinungsäußerungen dar. Für die Richtigkeit dieser Aussagen und der hier dargestellten Zahlen wird keine Gewähr übernommen. Fehler und Fehlinterpretationen können enthalten sein. Von daher sind hier weder Kauf- noch Verkaufsempfehlungen enthalten. Bevor jemand in eines der hier besprochenen Unternehmen investiert, muss er sich selbst damit befassen und seinen eigenen Analysen anstellen.

Dienstag, 9. Januar 2018

OrganiGram (OGRMF): Analyse eines Cannabisherstellers aus Kanada

OrganiGram (OGRMF): Analyse eines Cannabisherstellers aus Kanada

Ich habe mir vorgenommen, in diesem Jahr ein paar mehr Unternehmensanalysen zu schaffen, als im letzten Jahr. Starten werde ich in 2018 mit einem Unternehmen, welches in einer der aktuell heißesten Branchen beheimatet ist. Dabei meine ich nicht die Elektroautomobilbranche (siehe mein Beitrag zu Tesla), nicht der Kryptowährungsbranche (alle weiteren Kryptowährungen sind hinfällig, seit das Konzept für die EKAF-Coins steht), sondern die Branche zur Befriedigung der Gelüste vieler Kalifornier und Grüner: der Cannabis-Branche.

Seit Anfang des Jahres darf im mit über 37 Mio. Einwohnern bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat ja Gras auch ohne medizinische Notwendigkeit legal verkauft werden. D.h. die Kalifornier haben Hans-Christian Ströbele bzw. Stefan Raab nach mehr als 15 Jahren endlich erhört (siehe auch 'Gebt das Hanf frei'). Da ja legale Sachen langweilig sind, werden natürlich die bisherigen Produzenten und Lieferanten den 'Neulingen' der Branche kampflos das Feld überlassen. Einer dieser 'Neulinge' ist das kanadische Unternehmen OrganiGram, welches gleich 2 Fliegen mit einer Klappe schlägt: es baut Cannabis an und das auch noch in Verbindung mit biologischer Landwirtschaft. Daher wohl auch der Name (Bio = Organic im englischen).

Aufmerksam geworden bin ich darauf in der Xing-Gruppe 'Geld verdienen an der Börse', in der das Unternehmen bereits Ende Oktober 2016 vorgestellt wurde. Ich war - wie auch bei Bitcoin und Co - so 'dumm', nicht auf die heißen Tipps der Profis zu hören und bin - da bei mir die Zahlen zumindest halbwegs passen müssen - leider nicht eingestiegen.

Hier einmal das Chartbild des Unternehmens von der Börse in Toronto:

Wie man sehr gut erkennen kann, lag der Tiefstkurs Anfang 2014 (damals noch als Inform Exploration Corp. - OrganiGram hat die dann übernommen und ein Reverse Takeover vorgenommen, um schnell an die Börse zu kommen) bei 0,065 CAD. Der aktuelle Kurs liegt bei 5,20 CAD. Peter Lynch würde das eine 80-bagger nennen in nicht einmal 4 Jahren. Bei solch einem Chartverlauf muss es zwangsläufig Mega-Geschäftszahlen geben, welche eine Marktkapitalisierung von über 600 Mio. CAD rechtfertigen. Lasst uns also mal einen Blick darauf werfen.

Geschäftszahlen:

Jupp - ihr seht richtig. Mega-Geschäftszahlen sind das auf keinen Fall. Zweistellige Millionenumsätze: Nope. Positive Cashflows: Never. Gewinne: Temporär und Mini. Bewertungskennzahlen: Abenteuerlich. Wie komme ich übrigens auf eine Marktkapitalisierung von 600 Mio.? Ende August gab es knapp 104 Mio. ausstehende Aktien. Ende Dezember wurde eine Kapitalerhöhung erfolgreich abgeschlossen, welche 57 Mio. CAD in die Kassen gespült hat, aber auch 16.4 Mio. neue Aktien bedeutet. Macht zusammen rund 120 Mio. * 5,20 CAD (letzter Kurs) = 600 Mio. CAD.

Was gefällt mir an OrganiGram:

  1. Sie sind schuldenfrei. Mit der letzten Finanzierungsrunde haben sie weitere 57 Mio. CAD eingenommen, die größtenteils in den Ausbau der Produktionskapazitäten gesteckt werden. Die Finanzschulden dürften nur bei rund 13 Mio. liegen (3.5 Mio im letzten Jahresbericht + 10 Mio. an neuen Krediten).
  2. Die Anzahl an Kunden wächst und ist Ende 2017 auf über 10.000 gestiegen.
  3. Sie nutzen den meiner Meinung nach extrem überteuerten Aktienkurs zum Einsammeln von Kapital, welches für das Wachstum benötigt wird. Dumm scheint das Management also nicht zu sein.
  4. Es wurden einige Verlustvorträge angesammelt, die steuermindernd eingesetzt werden können. Da allerdings bisher keine nachhaltigen Gewinne produziert werden konnten, ist das Thema aktuell noch nicht so relevant.
  5. Da es eigentlich ein SmallCap ist, sind auch die Finanzberichte übersichtlich gehalten. D.h. sie lassen sich schnell lesen.
  6. Nette Webseite.

Was gefällt mir nicht an OrganiGram:

  1. Sie werden eigentlich als Bio/Organic gepriesen, aber alle Produkte/Sorten auf der OrganiGram-Produktseite sind Non-Organic - mit Ausnahme des Bio-Sonnenblumenöls, was als Trägerstoff im Cannabisöl zur Anwendung kommt. Schaut ein wenig nach Etikettenschwindel aus.
  2. Es gab bereits einen kleinen Rückschlag auf dem Weg nach oben, da Ende '16 in ein paar ihrer Produkte Pestizitrückstände gefunden wurden. In dem Zusammenhang gab es dann einen freiwilligen Rückruf, der rund 2 Mio. an Umsatz gekostet hat. Nicht unbedeutend, wenn der Gesamtumsatz nur bei nicht ganz 8 Mio lag. Die 5.71 Mio. aus den Geschäftszahlen entsprechen bereits dem bereinigten Wert (d.h. eigentlich waren es rund 7.7 Mio. Umsatz).
  3. Ich konnte keinen Hinweis darauf finden, dass sie ihre Produkte aktuell außerhalb von Kanada anbieten dürfen. D.h. der 'Boom' aus Kalifornien dürfte umsatztechnisch erst einmal an ihnen vorbei gehen. Und eine Legalisierung in Kanada (d.h. Erwerb ohne Rezept) ist nicht vor Mitte diesen Jahres zu erwarten - wenn ich es richtig interpretiert habe. Da wissen andere aber sicherlich mehr.
  4. Die Verwässerung bei OrganiGram ist schon extrem. Aktuell stehen knapp 120 Mio. Aktien aus. In 2014 war man noch bei etwas über 31 Mio. Mit der letzten Kapitalerhöhung haben die Zeichner der neuen Aktien zusätzlich die Option bekommen, weitere knapp 8 Mio. zu 4 CAD zu zeichnen. Zusätzlich standen Ende August 6.3 Mio. Aktienoptionen mit einem Ausübungspreis von 1,48 CAD aus. D.h. da kommen noch mehr hinzu und der Anteil bestehender Aktionäre am Unternehmen und den evtl. zukünftig mal anfallenden Gewinne wird kleiner und kleiner und kleiner...
  5. Das Umsatzwachstum ist im Bezug auf die Marktkapitalisierung eher lachhaft. D.h. da ist schon eine extreme Menge an Optimismus im Kurs enthalten.
  6. Wenn man mal ehrlich ist, handelt es sich um ein landwirtschaftliches Unternehmen mit vielen biologischen Assets. Und der Hanfanbau an sich ist ja auch kein Hexenwerk, wie zahlreiche Hobbygärtner ja in der Vergangenheit schon bewiesen haben. Sollte bei OrganiGram allerdings mal was schief laufen (z.B. durch Schädlinge, Produktionsfehler, Brände oder so), so wären die Umsatzausfälle in der Situation enorm. Genau wie für den Fall, dass ihnen - aus welchen Gründen auch immer - mal die Lizenz entzogen werden sollte.
  7. Nur weil es jetzt gerade in vielen Ländern liberaler behandelt wird, heißt es nicht, dass es in Zukunft nicht wieder eingeschränkt wird (z.B. wenn Unfallzahlen signifikant ansteigen oder bekiffte Jugendliche dumme Sachen anstellen). Der weltweite Freizeitkonsum ist ja jetzt schon nicht niedrig und mir ist unklar, in wieweit sich die bisherigen Anbieter die Butter vom Brot nehmen lassen werden. Und damit meine ich sowohl die legalen Anbieter, als auch die illegalen. Am Ende wird es dann bei Überkapazitäten zu Preiskämpfen kommen und mir fällt kein Argument ein, warum ausgerechnet dieser kleine Stern am Cannabis-Himmel aus Kanada zu den Gewinnern zählen sollte.
  8. Ich konnte trotz gefühlt wöchentlicher Meldung der IR-Abteilung in den Latest News 0 Vorhersagen finden, aus denen sich Umsatz- oder Gewinnziele ableiten ließen.
  9. Warum bitte schön werben die mit Sportlern? D.h. sowohl in den Geschäftsberichten als auch auf der Webseite sind Jogger/Paddler zu sehen und ich verstehe da den Zusammenhang zum Cannabiskonsum nicht.

Versuch einer Bewertung:

Die Produktionskapazitäten sollen irgendwann einmal auf rund 65 t / Jahr steigen. Anfang 2018 sollen bereits 25 t / Jahr hergestellt werden können. Was damit genau gemeint ist, konnte ich nicht herauslesen. 1 Liter Cannabisöl bringt sicherlich einen anderen Umsatz, als 1 kg reines Cannabis. Mir fällt es schwer, die bisherigen Produktionsangaben damit in Verbindung zu setzen und die aktuellen Umsätze entsprechend zu skalieren.

Im Jahresbericht schrieben sie unter Biological Assets, dass sie Ende August '17 etwa 843 kg ernten könnten, was in etwa einer Verdopplung der '16er Angabe ist. Wie das jetzt mit den 25 t bzw. 65 t in Verbindung steht, war für mich nicht ersichtlich. Wie der Autor des Forenbeitrags auf seine Umsatz/Gewinnangaben pro Gramm gekommen ist, konnte ich leider auch nicht nachvollziehen, da ein Quellenangabe bzw. die Berechnungsgrundlage fehlt.

Wieviel Umsatz jetzt im Endeffekt erwirtschaftet werden kann und von welchen Margen man dann ausgehen kann, vermag ich somit auch nicht einzuschätzen. Da ich zusätzlich schwer vorhersehen kann, wie sich die Anzahl der Aktien bei OrganiGram entwickeln wird, wäre mit meinen bescheidenen Mitteln und Einsichten in die Branche jegliche Bewertung nichts anderes als Kaffeesatzleserei.

Fazit:

Glückwunsch an alle, die investiert haben, denn wer in so kurzer Zeit so hohe Gewinne einstreicht, hat offensichtlich alles richtig gemacht. Ich bin 2016 nicht eingestiegen und werden es auch jetzt nicht tun. Ganz einfach, weil ich null Plan habe, wer in der Branche wann wieviel verdienen wird. Und ohne eine solche Einschätzung treffen zu können, wäre ein Einstieg für mich reines Glücksspiel. Kann gutgehen (wie bisher), muss aber nicht... Also ab auf den 'Too hard'-Haufen damit. Ich war vorher skeptisch, was OrganiGram anging und bin es jetzt immer noch. Mit Sicherheit werde ich in Zukunft mal wieder vorbei schauen, um zu prüfen, wie sie sich schlagen. Evtl. lassen sich dann Zahlen eher herleiten oder Prognosen treffen. Bis dahin allen Investierten weiterhin viel Erfolg. Ich such weiter nach Investments, die besser zu mir und meiner Anlagestrategie passen...

Dienstag, 19. September 2017

Cisco Systems (CSCO): Das ehemals teuerste Unternehmen der Welt

Cisco Systems (CSCO): Das ehemals teuerste Unternehmen der Welt

Da ich aus der IT-Branche komme, ist mir das Unternehmen Cisco Systems natürlich schön länger bekannt und ich habe es auch schon seit einiger Zeit auf meiner TODO-Liste stehen. Jetzt bin ich endlich einmal dazu gekommen, mir das Unternehmen näher anzuschauen und was ich gesehen habe, hat mir ganz gut gefallen. Allerdings nicht gut genug, um zum aktuellen Preis zu investieren. Doch dazu später mehr.

Zum Unternehmen:
Cisco ist ein amerikanisches Technologieunternehmen, welches 1984 von ehemaligen Wissenschaftlern der Stanford Universität gegründet wurde. Es ist im Bereich der Netzwerktechnik angesiedelt und dort eigentlich auch Weltmarktführer. Ein Großteil des "Backends des Internets" läuft über Cisco-Hardware. Dies betrifft v.a. Vorrichtungen zur Datenweiterleitung zwischen unterschiedlichen Netzwerken und innerhalb von Netzwerken (Router und Switches). Mehr oder weniger so was wie Fritzboxen, nur in groß und kompliziert :-) Zusätzlich bieten sie diverse Sachen zu den Themen Cyber Security (Firewalls, VPN-Lösungen) und Zusammenarbeit (WebEx) an.

Hier einmal eine Auflistung der Umsatzverteilung auf die einzelnen Bereiche (aus dem letzten 10K):

Hauptumsatzbringer ist solche Hardware:

Sie haben rund 72900 Mitarbeiter. Der aktuelle CEO Charles H. Robbins (51) ist seit 2015 in Amt und Würden. Interessant fand ich, dass Cisco am Höhepunkt der DotCom-Blase im März 2000 das wertvollste Unternehmen der Welt war mit einer Marktkapitalisierung von damals rund 550 Mrd. USD. Der Umsatz lag zu der Zeit übrigens bei rund 19 Mrd. und der Nettogewinn bei 2.6 Mrd. Das waren schon verrückte Zeiten um die Jahrtausendwende. Seit 2009 sind sie Mitglied des Dow Jones Index.

Chartverlauf:

Rakete bis ins Jahr 2000. Absturz bis 2002. Seit einigen Jahren in einer leichten Aufwärtsbewegung. Angst bekommt man da nicht.

Geschäftszahlen:

Ich denke, dass 'Stagnation auf sehr hohem Niveau' genau der richtige Ausdruck ist. Die Umsätze verweilen seit ein paar Jahren in etwa auf dem gleichen Niveau. Die Gewinne gehen mal hoch, mal runter. Am Goodwill kann man erkennen, dass immer wieder Übernahmen getätigt werden. Es gibt hohe Cashbestände, aber auch ständig steigende Schulden (analog Apple). Durchgängig werden sehr hohe Margen geliefert. Die Dividende wird stetig erhöht und man erreicht aktuell eine Rendite von 3,5 % bei einer Ausschüttungsquote von knapp 60 %. Der FCF ist meist größer als der Gewinn. Die Anzahl an Aktien sinkt kontinuierlich. Hierzu gibt es ein authorisiertes Aktienrückkaufprogramm über 112 Mrd. $. Seit Einführung des Programms wurden beeindruckende 4.7 Mrd. Aktien gekauft zu Gesamtwert von rund 100 Mrd. $. Man kann also durchaus von einem kleinen Kannibalen sprechen.

Was gefällt mir an Cisco?

  1. Weltmarktführer im Netzwerkbereich. Technologien bei Kunden teilweise meiner Meinung nach schwer ersetzbar, da man auch Leute benötigt, welche sich mit neuen Geräten auskennen.
  2. Konstant hohe Margen.
  3. Nur noch 12 Mio. Optionen ausstehend zu Ausübungspreis von 6,15 $ + 141 RSUs mit Ausübungspreis von 26,94 $. Daher überschaubare Belastung/Verwässerung zu erwarten.
  4. Gute Geschäfte auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten.
  5. Aktionärsorientiert: stetig steigende Dividende kombiniert mit kontinuierlichen Aktienrückkäufen.
  6. Arbeiten steueroptimiert. Wären durch hohe Cashbestände im Ausland Unternehmen, welches von Tax Holiday profitieren würde.
  7. Sehr gute Cashflows über all die Jahre. Immer einige Milliarden höher, als die ausgewiesenen Nettogewinne. KFCF von 12 immer noch als moderat anzusehen. Würden sie das komplett als Dividende ausschütten, hätte man eine Rendite von über 8 %.

Was gefällt mir nicht an Cisco?

  1. Umsätze stagnieren. Wachstum eigentlich nur über teure Unternehmenszukäufe.
  2. Historisch gesehen alles andere als preiswert - Zeit um Jahrtausendwende mal ausgenommen. Ein KGV von rund 17 für ein quasi Nullwachstum-Unternehmen ist jetzt alles andere, als ein No Brainer.
  3. Insider haben in letzter Zeit nur verkauft. Selbst CEO hat kürzlich knapp 1/4 seine Aktien zu rund 32 $ veräußert.
  4. Teilweise negative Presse (Vorwurf, dass in vielen Produkten Backdoors zu Spionagezwecken vorhanden sind).

Bewertung:
Die aktuell aufgerufene Bewertung (u.a. KGV 17, KFCF 13) ist historisch gesehen eher überdurchschnittlich, als unterdurchschnittlich. Bei Wachstumsprognosen tue ich mich hier schwer, da Cisco einfach in zu vielen Bereichen unterwegs ist. Das Problem ist, dass die Hauptumsatzbringer eher mit Kostendruck versehen sind und daher nach Alternativen Ausschau gehalten werden muss bzw. die bereits vorhandenen unternehmensinternen Alternativen weiter zu fördern wären. Gehe ich von einem Wachstum niedrigen einstelligen Prozentbereich aus, muss ich einfach sagen, dass Cisco in der Vergangenheit preiswerter zu haben war und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zukünftig mal wieder preiswerter zu haben sein wird. Die aktuelle Bewertung ist für mich fair. Die verlockende Dividende fängt für mich die Wahrscheinlichkeit eines Kursrückgangs aufgrund weiter stagnierender Umsätze und Gewinne nicht auf.

Konkurrenz:
Da Cisco über all die Jahre durchgängig gute bis sehr gute Zahlen geliefert hat, macht es vielleicht Sinn, sich auch einmal die Bewertungen der Konkurrenzunternehmen anzusehen. Hierfür habe ich einfach mal diejenigen rausgepickt, die auch im 10-K genannt wurden. Amazon und Microsoft habe ich weggelassen, dafür aber mal den schwedischen Telekommunikationstechnikhersteller Ericsson mit reingenommen, dem ja doch ab und an ein Interesse Ciscos nachgesagt wird.

Cisco ist das mit Abstand größte Unternehmen der Branche. Es gibt viele 'kleine' Unternehmen, welche in den vergangenen Jahren ihre Umsätze gut entwickeln konnten. Ich würde hier einfach mal stellvertretend Arista Networks, Nutanix, New Relic oder Palo Alto Networks nennen. Es gibt da allerdings 2 Probleme: Einerseits machen sie - mit Ausnahme von Arista - immer noch Verluste und andererseits sind die Umsätze im Vergleich zu Cisco Peanuts. Die aufgerufenen Bewertungen sind teilweise schon so, wie zu den besten DotCom-Zeiten. Hier halte ich aus Prinzip Abstand. Ubiquiti Networks, deren Aktien ich in der Vergangenheit mal besaß, hat ein cooles Geschäftsmodell, einen charismatischen CEO (Robert Pera - Basketballfanatiker), aber zweifelhafte Finanzen. Die IT-Sicherheitsunternehmen (Check Point Software und Symantec Corp) reißen mich nicht vom Hocker. Nokia und Ericsson schwanken mir zu sehr. Mit HPE konnte ich mich im Gegensatz zu MMI von Value and Opportunity (siehe sein HPE-Artikel) noch nicht so richtig anfreunden. Lediglich F5 Networks (die hatte ich in der Vergangenheit auch mal und leider zu früh verkauft) und Juniper Networks finde ich von den Zahlen her interessant. Die werde ich dann irgendwann auch noch mal anschauen.

Fazit:
Ist Cisco ein tolles Unternehmen? Ja. Eindeutig. Werde ich Cisco kaufen? Mit der aktuell aufgerufenen Bewertung nicht, da ich denke, in Zukunft noch einmal bessere Einstiegsmöglichkeiten zu bekommen. Zusätzlich erscheinen mir F5 und Juniper Networks aktuell auf den ersten Blick etwas interessanter zu sein. Ohne mir diese beiden allerdings genauer angesehen zu haben, werden ich auch in der Richtigung nichts unternehmen.

Wie immer gilt: dies ist keine Empfehlung, sondern nur eine Beschreibung meines Verständnisses der Situation des Unternehmens inkl. eines Versuchs einer Bewertung. Ich habe im Moment keine Aktien des Unternehmens und bei meiner Analyse können durchaus Fehler passiert sein oder aber ich könnte wichtige Details übersehen oder fehlinterpretiert haben. Daher: immer selbst informieren, bevor du eine Entscheidung triffst.

Sonntag, 27. August 2017

Rekapitulation bisheriger Unternehmensanalysen (u.a. Apple, Disney, Google, Tesla, Netflix)

Rekapitulation bisheriger Unternehmensanalysen (u.a. Apple, Disney, Google, Tesla, Netflix)

Schon längere Zeit hatte ich mir vorgenommen, mal wieder einen Blick auf die bisher von mir analysierten Unternehmen zu werfen und zu schauen, wie sie sich entwickelt haben. Den Blog führe ich seit etwas über einem Jahr und die Börsen haben sich in dieser Zeit recht gut entwickelt. In Deutschland hat sich der DAX seit Mitte letzen Jahres von knapp 10.500 auf aktuell knapp 12.000 erhöht (inkl. neuem Allzeithoch bei über 12.800 im Juni 2017). Und auch in Amerika haben sich sowohl der Dow Jones als auch der S&P500 mit jeweils über 10 % Zuwachs wacker geschlagen.

Ich kann bereits jetzt sagen, dass sich einige Unternehmen sehr gut entwickelt haben (vor allem kurstechnisch). Andere dagegen haben richtig abgekackt. Wieder andere haben sich kaum bewegt. Aus allen 3 Lagern gibt es Unternehmen, die ich im Portfolio hatte oder habe. Insgesamt gesehen muss ich allerdings zugeben, dass es aktuell mit meiner fundamentaldatenbasierten Herangehensweise schwierig ist, die Marktperformance zu erreichen, geschweige denn den Markt wirklich zu schlagen. Zusätzlich habe ich gelernt, dass es manchmal schlimmer kommen kann, als man denkt (siehe HIBB).

Doch nun genug zu den warmen Worten. Kommen wir nun einmal zu den entsprechenden Unternehmen.

Accenture (ACN)

initiale Analyse vom 03.08.2016 - Kurs damals ca. 112 $ - Kurs aktuell ca. 129 $ (+ 14 %)
Aus dem IT-Beratungsbereich hatte ich mir 3 Unternehmen angeschaut: Accenture, Infosys und Syntel. Accenture hat sich von diesen dreien am besten entwickelt - sowohl operativ, als auch kurstechnisch. Die Umsätze wachsen weiterhin im kleinen einstelligen Prozentbereich. Die Rendite sind immer noch sehr hoch (EK-Rendite von 47 %, GK-Rendite von 17 %). Die Free Cashflow-Marge ist mit 12.5 % auf Rekordniveau. Mit einem KGV von über 22 ist Accenture aktuell aber meiner Meinung nach kein Kauf. Wie auch Infosys und Syntel haben sie evtl. mit den verschärften Arbeitserlaubnisbedingungen in den USA zu kämpfen.

Alphabet/Google (GOOG)

initiale Analyse vom 06.12.2016 - Kurs damals ca. 760 $ - Kurs aktuell ca. 930 $ (+ 21 %)
Das Wachstum bei Google geht weiter. Mittlerweile habe ich mir auch ein paar Aktien ins Depot gelegt und wenn ich jetzt eine Aktie für meine Kinder kaufen müsste, wäre es wohl die von Google, da ich bei diesem Unternehmen einfach davon ausgehe, dass es seine Vorherrschaft behält und stellenweise noch weiter ausbaut. Zuletzt hat die EU mit ihrer Strafe gegen Google dafür gesorgt, dass die Quartalszahlen schlechter als erwartet ausfielen. Alles in allem ist das Unternehmen aber immer noch eine Cashcow vor dem Herren. Von 1 $ Umsatz bleiben knapp 25 cent an Free Cashflow übrig. Und ihr Cashberg liegt mittlerweile bei 94 Mrd. $ bei einer Gesamtverschuldung von 30 Mrd. Der KGV von 34 ist sehr hoch, aber ich denke ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass er - den aktuellen Kurs für die Berechnung nehmend - in 10 Jahren signifikant niedriger sein wird.

Apple (AAPL)

initiale Analyse vom 19.07.2016 - Kurs damals ca. 100 $ - Kurs aktuell ca. 160 $ (+ 60 %)
Ich bin zwischenzeitlich (leider zu früh) mit gutem Gewinn raus aus dem Unternehmen. Ich kann schlecht abschätzen, wie es mit ihnen weitergeht und die Kennzahlen sind aktuell bei weitem nicht mehr so gut, wie noch vor einem Jahr. Der Einstieg ins Automobilgeschäft ist bisher (zum Glück) ausgeblieben und im Smartphonebereich steht die Jubiläumsedition des iPhone auf dem Plan. Auf meinem aktuellen Projekt habe ich ein Macbook bekommen und muss zugeben, dass man sich an alles gewöhnt. Allerdings würde ich immer noch mein Windows-Notebook nehmen, wenn man mich vor die Wahl stellen würde. Einfach aus Kosten-Nutzen und Frustrationsgründen. Es nervt als Softwareentwickler total, die ganzen wichtigen Tasten (eckige Klammern, geschweifte Klammern, Backslash) suchen zu müssen. Außerdem fehlt mir Paint zur schnellen Bearbeitung von Screenshots :-)

Bed, Bath & Beyond (BBBY)

initiale Analyse vom 15.06.2017 - Kurs damals ca. 36 $ - Kurs aktuell ca. 28 $ (- 23 %)
Autsch - Teil 1. Verlockende Kennzahlen in Verbindung mit leicht verständlichem Geschäftsmodell machen in Zeiten von 'Amazon macht sie alle platt' noch lange kein gutes Investment. Bisher war es eher ein Paradebeispiel für 'Never catch a falling knife'. Die Renditen und Margen sinken aktuell weiterhin. Sie sind noch nicht so schlecht, wie bei Amazon, aber es fehlt bald nicht mehr viel :-) Nachdem Amazon ja jetzt auch andere Geschäfte mit Filialnetz übernimmt könnte ich Jeff Bezos, dem kurzzeitig reichsten Mann der Welt, einen recht preiswerten Einzelhändler empfehlen: BBBY.

Credit Acceptance Corp (CACC)

initiale Analyse vom 30.07.2016 - Kurs damals ca. 186 $ - Kurs aktuell ca. 267 $ (+ 43 %)
Die Geschäfte beim Subprime-Finanzierer (Kreditgeber für Kauf von oft recht alten Fahrzeugen durch Leute mit schlechter Bonität) laufen weiterhin gut. Die Netto-Kreditsumme (Loans receivable, net im 10-Q) betrug zuletzt 4,3 Mrd. Dollar. Der Umsatz konnte gesteigert werden (auf TTM-Basis jetzt über 1 Mrd. $). Der Nettogewinn konnte gesteigert werden (366 Mio. auf TTM-Basis) bei insgesamt weiterhin sehr hohen Renditen (operative Marge 55 %, Nettomarge 35 %, Eigenkapitalrendite 32 %). Die Anzahl an ausstehenden Aktien beträgt aktuell nur noch 19,3 Mio. D.h. es werden weiterhin immer weniger. Dafür hat der Kurs im Vergleich zum letzten Jahr auch um mehr als 40 % angezogen und das KGV beträgt aktuell rund 15. Es ist immer noch ein gutes Unternehmen, was ich auch weiterhin beobachten werden. Bei Seeking Alpha habe ich übrigens diesen recht lesenswerten Artikel zu CACC gefunden, in dem auch noch mal ganz gut erläutert wird, was die so machen. Wenn ich mir die Kommentare des Nutzers 'Credit4You.biz' anschaue, bin ich mir allerdings nicht so sicher, ob ein Einstieg bei CACC aktuell eine gute Idee ist. Die Geschäftszahlen sagen ja, seine Bewertung des angepassten Geschäftsmodells (immer mehr langfristige Finanzierung) sagen eher nein. Kernaussage des Kommentators: Long term financing on a depreciating asset is not good.

Cimpress N.V. (CMPR)

initiale Analyse vom 17.11.2016 - Kurs damals ca. 85 $ - Kurs aktuell ca. 90 $ (+ 6 %)
Zuletzt gab es weiterhin Verluste beim bekannten Werbemittel-Unternehmen (u.a. Vistaprint) auch wenn die zugehörigen Cashflows positiv sind. Wir persönlich haben immer wieder neue Flyer und Visitenkarten bei ihnen erstellen lassen, da sie in unseren Fällen einfach der günstigste Anbieter waren. Da die Geschäftszahlen seit der Analyse schlechter geworden sind und ich schon damals abgewunken habe, bleibe ich auch jetzt erstmal dabei, die Aktie von Cimpress zu meiden.

Diamond Hill Investment Group (DHIL)

initiale Analyse vom 28.06.2016 - Kurs damals ca. 180 $ - Kurs aktuell ca. 189 $ (+ 5 %)
Anzahl ausstehende Aktien: 3.45 Mio., Umsatz im ersten Halbjahr 2017: 70.5 Mio., Gewinn/Aktie im ersten Halbjahr 2017: 7.38 $, Assets under Management: 20.9 Mrd. $ Ende Juni 2017. Ich würde sagen, die Entwicklung schaut für eine Fondsgesellschaft mit aktiver Vermögensverwaltung nicht übel aus. Sie sind von der Bewertung her gesehen günstiger geworden, aber das Rückschlagrisiko für diese Art von Unternehmen bleibt. DHIL bleibt auf meiner Watchlist, da die von mir genannte Einkaufsbewertung (ab KGV 12) noch nicht da ist.

Dürkopp Adler AG

initiale Analyse vom 14.01.2017 - Kurs damals ca. 34,50 € - Kurs aktuell ca. 39,60 $ (+14 %)
Der Nähmaschinenhersteller hat seinen Umsatz in 2016 leicht steigern können auf 148 Mio. € (siehe Geschäftsbericht 2016). Unterm Strich ist mit 21,7 Mio. aufgrund höherer Steuern allerdings weniger als 2015 übrig geblieben. Da sie knapp 50 % der Umsätze außerhalb von Europa machen und der Euro-Dollarkurs in diesem Jahr für sie eher in die falsche Richtung geht (Dollarumsätze sind dieses Jahr knapp 10 % weniger Euro wert), gehe ich für dieses Jahr auch von einem eher soliden Ergebnis aus. Die Halbjahreszahlen 2017 wurden am 18.08. veröffentlicht. Die Umsätze sind im H1 knapp 6 % gestiegen (von 74,9 Mio auf 79,5 Mio). Unterm Strich ist etwas weniger übrig geblieben (von 12,3 Mio. auf 12,06 Mio). Der FCF war durch einen starken Anstieg an Forderungen wie im H1 des Vorjahres negativ (von -1,6 Mio. auf -12,6 Mio.).

EASY Software AG

initiale Analyse vom 28.10.2016 - Kurs damals ca. 4,80 € - Kurs aktuell ca. 7,25 € (+ 51 %)
Operativ gibt es bei dem Dokumentenmanagementspezialisten nicht viel neues. Nur, dass sich der Rechtsstreit mit dem ehemaligen Vorstand hinzieht und dass für das aktuelle Jahr ein EBITDA von 3.1-3.8 Mio. angedacht ist. Der Kursanstieg in den letzten Wochen kommt eher aus Richtung von Übernahmespekulationen (Allgeier?) und neu eingestiegenem > 5%-Aktionär. Ich war bisher nicht dabei und werde es zu den aktuellen Kursen auch nicht sein.

Female Health Company (FHCO) / jetzt Veru Healthcare (VERU)

initiale Analyse vom 05.10.2016 - Kurs damals ca. 1,16 $ - Kurs aktuell ca. 1,42 $ (+ 22 %)
Das Kondom für die Frau ist immer noch kein weltweiter Verkaufsschlager geworden. Dafür ist aber der Zusammenschluss mit dem anderen Unternehmen durchgegangen und es hat eine Umfirmierung in 'Veruf Healthcare' stattgefunden. Wer beim zwischenzeitlichen Absturz auf 0,82 $ eingestiegen ist, konnte bis heute einiges gut machen. Ich lasse von denen die Finger, da ich nicht so auf Risiko stehe. Kann aber evtl. auch gutgehen. Wer sich dafür interessiert, dem empfehle ich folgenden Seeking-Alpha-Artikel zu Veru Healthcare.

Gentherm Inc (THRM)

initiale Analyse vom 25.11.2016 - Kurs damals ca. 31,45 $ - Kurs aktuell ca. 30,20 $ (-4 % %)
Der Umsatz konnte in den letzten 12 Monaten gesteigert werden. Unterm Strich ist aber weniger übrig geblieben. Der freie Cashflow ist gerade so positiv. Von daher kommt der aktuelle Kursabsturz von knapp 40 $ auf knapp 30 $ für mich nicht so überraschend. Da ich nicht investiert war, ist es mir wurscht. Es bleibt ein überdurchschnittlich interessantes Unternehmen in einer schwierigen Branche (Automobilzulieferer).

Gilead Sciences (GILD)

initiale Analyse vom 08.11.2016 - Kurs damals ca. 74 $ - Kurs aktuell ca. 74 $ (+/-0 %)
Der HIV- und HCV-Medikamentenhersteller war bis auf knapp 64 $ abgestürzt. Aber manchmal hilft es anscheinend doch, wenn die Ergebnisse nicht ganz so scheiße ausfallen, wie erwartet. Auf Basis der Kennzahlen immer noch spottbillig (einstelliges KGV + KFCF). Die Risiken bleiben aber (Was ist, wenn HCV-Medikamentenpreise immer billiger werden? Was ist, wenn HIV-Heilung möglich wird?). Als Depotbeimischung meiner Meinung nach immer noch ganz gut geeignet. Findet übrigens auch WertArt vom lesenswerten WertArt-Investmentblog.

Halloren Schokoladenfabrik AG

initiale Analyse vom 19.02.2017 - Kurs damals ca. 6,50 $ - Kurs aktuell ca. 6,90 $ (+ 6 %)
Also mit den Williams-Christ-Halloren haben die ja echt meinen Geschmack getroffen. Die Eierlikör-Halloren sind auch nicht schlecht. Durchaus empfehlenswert. Bei unserer monatlichen Pokerrunde stelle ich eigentlich auch immer 1-2 Schachteln Hallorenkugeln hin. Mein Beitrag zu 'Aufbau Ost' sozusagen. Was die AG angeht gibt es nur 2 News: zunächst einmal wurden immer noch keine Geschäftszahlen 2016 veröffentlicht, was bei nicht mehr gelisteten Aktiengesellschaften (nur noch in Hamburg handelbar) keine Überraschung ist. Und zweitens haben die Charlies jetzt die Kontrolle über knapp 75 % der Anteile. Zumindest hier bleibt es spannend.

Hibbett Sports (HIBB)

initiale Analyse vom 11.08.2016 - Kurs damals ca. 35 $ - Kurs aktuell ca. 12 $ (-65 %)
Bisher mein Rohrkrepierer schlechthin. Hat zuletzt nach einer Gewinnwarnung knapp 30 % verloren, nachdem sie einen 10-prozentigen Einbruch bei den Comparable Store Sales im letzten Quartal inkl. eines Verlustes verkündet haben. Das entsprechende 10-Q ist noch nicht verfügbar, so dass ich schwer einschätzen kann, wie es Cashflowseitig aussieht. Sind aber mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 0,3-0,4 immer noch relativ preiswert und waren auch zuletzt noch mehr oder weniger schuldenfrei. Werden jetzt unter Buchwert gehandelt. Für 2018 haben sie ihre Guidance angepasst. Statt 2,35$-2,55$ Gewinn pro Aktie wird nun eher von 1,25$-1,35$ ausgegangen. Sie wollen ihre Onlineaktivitäten ausbauen, was Geld kostet (siehe auch BBBY). Ist allerdings lebensnotwendig, wenn man gegen Amazon bestehen möchte. Ein weiterer Stich in den Rücken ist die Direct-To-Consumer-Offensive der Sportartikelgrößen Adidas und Nike. Diese haben auch schon bei FootLocker zu einem starken Kursverfall geführt und das war wahrscheinlich erst der Anfang. Insgesamt muss ich mir eingestehen, dass ich die Risiken wohl falsch eingeschätzt habe. Ist auf jeden Fall ein Kandidat für die Mit-Verlust-Verkaufen-Aber-Was-Dabei-Gelernt-Strategie. Schauen wir mal...

Infosys (INFY)

initiale Analyse vom 26.07.2016 - Kurs damals ca. 16,50 $ - Kurs aktuell ca. 15,30 $ (-8 %)
Das Unternehmen selbst ist weiterhin gut, aber immer noch nicht in Kaufregionen. Allerdings wurden sie durch die Wahl von Trump getroffen, da dieser durch sein protektoristisches Verhalten die Geschäfte von IT-Outsourcingunternehmen mit vielen Mitarbeitern außerhalb der USA negativ beeinflusst (siehe Link bei den warmen Worten zu Accenture). An den Geschäftszahlen selbst lässt es sich aktuell noch nicht wirklich ablesen. Sind aber wohl gerade dabei, massiv Stellen abzubauen. Es bleibt spannend.

K+S (Kali & Salz AG)

initiale Analyse vom 11.11.2016 - Kurs damals ca. 20 € - Kurs aktuell ca. 20,35 $ (+ 7 %)
Der neue CEO ist im Amt. Das Werk in Kanada läuft und hat auch schon die erste Tonne produziert. Laut IR-Präsentation soll die Produktion bis 2034 auf 4 Mio. t/Jahr erhöht werden. In 2018 wird die Rückzahlung der ersten großen Anleihe fällig (500 Mio €). In 2019 folgt die zweite Anleihe (325 Mio. €). Bin gespannt, wie sie das im Endeffekt machen (1 Mrd. Dollar-Kreditlinie bis 2020 anzapfen?) und wie sich die Cashflows in den nächsten Monaten entwickeln. Die €/USD-Entwicklung ist ja aktuell nicht wirklich vorteilhaft für K+S. Die Halbjahreszahlen wurden vor ein paar Tagen veröffentlicht und vor allem die Einräumung, das '1.6 Mrd EBITDA in 2020'-Mittelfristziel wohl nicht erreichen zu können, kam am Markt recht schlecht an. Für das aktuelle Jahr wird ein Umsatzanstieg erwartet und eine Verbesserung des Gesamtergebnisses. Damit einher geht dann wohl eine Erhöhung der Dividende, da K+S ein Unternehmen ist, welches sich immer recht strikt an die Ausschüttungsquote von rund 40 % des Nettogewinns hält.

ManpowerGroup (MAN)

initiale Analyse vom 06.09.2016 - Kurs damals ca. 71 $ - Kurs aktuell ca. 109 $ (+ 53 %)
Der Umsatz des Zeitarbeitsspezialisten konnte im GJ 2017 leicht gesteigert werden. Auch im H1 haben sich der Umsatz und Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht erhöht. Der FCF ist allerdings zurückgegangen (von 230 Mio. $ auf ca. 120 Mio. $). Die Aktienanzahl liegt mittlerweile bei 66,7 Mio. An den restlichen Parametern hat sich nicht so viel geändert. Der Kursanstieg ist v.a. mit einer KGV-Expansion zu erklären. Dieser lag nämlich zum Zeitpunkt meiner Analyse bei ca. 13 und aktuell bei rund 18. Beides nicht sonderlich günstig. Ich bleibe hier weiterhin nur an der Seitenlinie.

Myriad Genetics (MYGN)

initiale Analyse vom 24.01.2017 - Kurs damals ca. 15,50 $ - Kurs aktuell ca. 29,30 $ (+ 89 %)
Der Kurs des Krebsfrüherkennungsspezialisten kennen seit dem Frühjahr nur eine Richtung: nach oben. Das Kursplus nützt mir allerdings nichts, da ich nicht eingestiegen bin. Die vergangenen 3 Quartale haben im Vergleich zum schwachen Q1 noch mal einiges rausgerissen. Der Umsatz hat sich im GJ 2017 leicht erhöht (von 753 Mio. auf 773 Mio.), das Nettoeinkommen ist allerdings stark gesunken (von 125 Mio. auf 22 Mio.). Der FCF war stark, wenn man die Kosten für den Erwerb von Assurex einmal herausnimmt (einmalige Kosten), aber insgesamt auch rückläufig. Da ich allerdings mein Prognose nicht zwangsläufig anpassen würde, sehe ich bei Myriad aktuell eher eine Über- statt einer Unterbewertung und steige daher auch jetzt nicht ein.

Netflix (NFLX)

initiale Analyse vom 25.09.2016 - Kurs damals ca. 95 $ - Kurs aktuell ca. 166 $ (+ 74 %)
Der Umsatz der vergangenen 12 Monate liegt laut den zuletzt gemeldeten Zahlen erstmals bei über 10 Mrd. $. Sowohl operativ, als auch unterm Strich ist mehr hängen geblieben. Die Cashflows sind weiterhin stark negativ und die Verschuldung ist weiter nach oben gegangen (long term debt mittlerweile 4,8 Mrd). Die Anzahl der Nutzer lag zuletzt bei knapp 104 Mio. weltweit und jeder Nutzer hat monatlich rund 9,21 $ Umsatz gebracht. Insgesamt gesehen würde ich bei meiner Bewertungsrechnung vom letzten Jahr lediglich den Umsatz/ Nutzer leicht erhöhen, da ich dort lediglich 120 $/Jahr im Idealfall angesetzt hatte. Trotzdem wäre ich dann noch weit vom aktuellen Kurs entfernt, so dass ich auch weiterhin nicht bei Netflix einsteige (dreistelliges KGV bei hohem negativen FCF). Das Netflix-Angebot selbst ist weiterhin super (ein paar Freunde haben einen Netflix-Zugang), aber mit meinem zahlenbesierten Investmentstil ist ein Kauf dieser Aktie aktuell nicht vereinbar. Ich würde als Netflix-Manager evtl. darüber nachdenken, über eine Kapitalerhöhung Geld einzusammeln, statt relativ teure Anleihen (3,75 % bis 5,75 % Zinsen) auszugeben. Da sie laut eigenen Aussagen auch in den kommenden Jahren negative Cashflows produzieren werden, wäre das auf jeden Fall ein alternatives Mittel der Wahl.

Nicholas Financial Inc (NICK)

initiale Analyse vom 30.07.2016 - Kurs damals ca. 10,62 $ - Kurs aktuell ca. 8,83 $ (- 17 %)
Beim Autokauffinanzierer, den ich mir zusammen mit CACC angeschaut hatte, laufen die Geschäfte aktuell gar nicht. Der Umsatz ist zurückgegangen und die Gewinne und die sich daraus ergebenden Margen sind eingebrochen. Sie sind zwar in einem riesigen Markt unterwegs, der aber auch extrem umkämpft ist. Sie werden aktuell zu 60 % des Buchwertes gehandelt, was ich für ein Unternehmen in dem Bereich als günstig ansehen würde. Es gibt hier allerdings einen weiterhin ungesunden Mix aus Für und Wider (siehe auch Short-Artikel zu NICK bei Seeking Alpha), so dass ich hier weiterhin aufgrund von 'Too hard for me' die Finger von lasse.

Novo Nordisk

initiale Analyse vom 08.08.2016 - Kurs damals ca. 318 DKK - Kurs aktuell ca. 290 $ (- 9 %)
Leichte Zuwächse bei Umsatz und EBIT meldete der dänischen Insulinhersteller. Die Aktienrückkäufe werden weiter stoisch durchgeführt (2,48 Mrd. Aktien ausstehend). Das Unternehmen produziert weiterhin recht viel Cash (29-33 Mrd. DKK wird erwartet). Vom starken Wachstum der vergangenen Jahre haben sie sich aber weiter entfernt. Und wenn ich die Einschätzungen zu den aktuellen Preisverhandlungen mit den US-Abnehmern richtig interpretiere, gehen sie eher von leichten Preissenkungen im kommenden Jahr aus. Bilanzseitig stehen sie immer noch recht sauber da. Sie haben Cash von 21 Mrd. DKK und Finanzschulden von nur rund 1,7 Mrd. DKK. Novo bleibt ein interessantes Unternehmen, welches aktuell meiner Einschätzung nach weder über- noch unterbewertet ist.

Pandora A/S

initiale Analyse vom 11.10.2016 - Kurs damals ca. 790 DKK - Kurs aktuell ca. 650 DKK (- 18 %)
Der Schmuckhersteller hat sich operativ gut entwickelt. Für das aktuelle Geschäftsjahr wird ein Umsatz von 23-24 Mrd. DKK erwartet. Vor allem in Asien wachsen die Umsätze aktuell relativ stark, wobei sie in den USA leicht rückläufig sind. In China, dem weltweit größtem Markt für Schmuck, konnten sie ihre Umsätze fast verdoppeln. Negativ zu sehen ist aktuell die Entwicklung der Margen (EBITDA-Marge soll z.B. leicht von 39 % auf 38 % sinken) und der Wechselkurseinflüsse. Positiv ist, dass sie die Dividende quasi vervierfacht haben, da die 9 DKK jetzt nicht mehr jährlich, sondern quartalsweise gezahlt wird. Bei 36 DKK/Jahr und einem aktuellen Kurs von 615 DKK ergibt sich damit eine recht nette Dividendenrendite von rund 6 %. Ich habe mir kürzlich mal ein paar ins Depot gelegt.

Randstad

initiale Analyse vom 14.09.2016 - Kurs damals ca. 40 € - Kurs aktuell ca. 49 € (+ 22 %)
Auch beim europäischen Zeitarbeitsvertreter Randstad haben sich die Geschäfte im vergangenen Jahr gut entwickelt. Es gab Zuwächse an allen Fronten. Nur der Cashflow war leicht rückläufig. Mit einem KGV von rund 16 sind sie nicht wirklich preiswerter geworden. Ich bleibe hier ähnlich wie bei Manpower an der Seitenlinie. Aber sollte die Konjunktur mal einbrechen, wäre Randstad ein Unternehmen, bei dem man sicher nicht so viel falsch machen kann, wenn man dann ein paar Anteilsscheine erwirbt.

Rayonier Advanced Materials (RYAM)

initiale Analyse vom 16.09.2016 - Kurs damals ca. 11,80 $ - Kurs aktuell ca. 13,60 $ (+ 15 %)
Der amerikanische Zellulose-Spezialist hat im vergangenen Jahr eine kleine Achterbahnfahrt hingelegt. Sowohl vom Kursverlauf her (Tiefskurs 10,72 $, Höchstkurs 17,39 $), als auch vom Geschäftsverlauf. In 2016 gab es einen FCF/Aktie von 3,04 $. In den ersten 2 Monaten hat sich das allerdings schon wieder relativiert. Die Umsätze sind weiter rückläufig. Das Eigenkapital ist mittlerweile auf 221 Mio. $ angewachsen. Sie haben inzwischen etwa 368 Mio. an Cash angesammelt und nur noch 781 Mio. Schulden. Bevor hier allerdings Freude ausbricht, wird es schon wieder komplizierter, denn RYAM wird wohl zum Jahresende das kanadische Unternehmen Tembec übernehmen. Tembec-Aktionäre erhalten wohl 4.75 kanadische Dollar pro Aktie oder aber 0.2542 RYAM-Aktien. Der aktuelle Tembec-Kurs in Toronto liegt bei 4,58 CAD, so dass rein theoretisch ein Arbitrage-Geschäft mit 17 cent Gewinn möglich wäre (3,7 % in knapp 4 Monaten). Alle Leute, die letztes Jahr Tembec-Aktien für 0,90 CAD gekauft haben, dürften sich freuen. Finanziert wird das Ganze (870 Mio. wurden als Preis genannt) über vorhandenes Cash, neue Kredite und Ausgabe neuer Aktien (8.4 Mio). Tembec selbst hatte in 2016 1,5 Mrd. CAD an Umsatz und einen Nettogewinn von 20 Mio. Auf Basis dieser Zahlen ist der Übernahmepreis schon deftig. Diese ganze Transaktion inkl. Schätzzahlen des Gesamtunternehmens + Betrachtung der neuen Aktiengattung (WKN: A2AP94) wäre auf jeden Fall mal einen eigenen Artikel wert. Bis dahin bleibe ich der Aktie erstmal fern.

RPX-Corp (RPXC)

initiale Analyse vom 21.09.2016 - Kurs damals ca. 10,27 $ - Kurs aktuell ca. 12,55 $ (+ 22 %)
Das im Patent-Bereich tätige Unternehmen hat sich im vergangenen Jahr solide entwickelt. Für das GJ 2016 konnten sie ihren Umsatz auf 333 Mio. $ steigern. Der Nettogewinn ging im Vergleich zu 2015 allerdings von 39 Mio. auf 18 Mio. zurück. Der bei RPXC wichtigere FCF wurde allerdings von 38 Mio. auf 66 Mio. gesteigert. Mittlerweile sind auch schon wieder 244 Mio. $ an Cash und Cash Equivalents vorhanden, so dass sich ein Enterprise Value von lediglich rund 470 Mio. ergibt. Das Inventus-Geschäft entwickelt sich gut. In den ersten 6 Monaten 2017 konnten durch den neuen Geschäftsbereich 36 Mio. Umsatz und ein EBIT von 3,6 Mio. erwirtschaftet werden. Hier wird sich langfristig zeigen, ob sie mit dem 228-Mio.-Investment richtig lagen oder nicht. Das zwischenzeitliche Hoch hatte ich zum Ausstieg genutzt. Mal schauen, ob sich mal wieder die Gelegenheit bietet, ein paar Anteilsscheine zu erwerben.

Support.com (SPRT)

initiale Analyse vom 02.07.2016 - Kurs damals ca. 2,60 $ (splitbereinigt) - Kurs aktuell ca. 2,46 $ (- 5 %)
Bei support.com ist ein wenig was passiert. Es gibt einen neuen CEO (hatte ich erwartet), es wurde ein Reverse Split von 1:3 durchgeführt, damit man wieder auf einen Kurs über 1 $ kommt (hatte ich auch erwartet) und in 2017 gab es schon einmal ein paar Fortschritte auf operativer Ebene. Der Umsatz hat sich zwar negativ entwickelt. Allerdings konnte der Nettoverlust in H1 von 10,3 auf 1,4 Mio. verringert werden. Auf der Abfluss von Cash wurde von -7,5 auf -1,8 verringert. Effektiv haben sie jetzt knapp 51,6 Mio. an verfügbaren Mitteln, Total Liabilities von 8,3 Mio., was bei 18.7 Mio. ausstehenden Aktien einen Nettocashbestand von 2,31 $ ausmacht, was in etwa dem aktuellen Kurs entspricht. Das operative Geschäft bekommt man also quasi geschenkt inkl. knapp 204 Mio. an Verlustvorträgen. Das Unternehmen bleibt interessant, aber auch riskant. Sie sind weiterhin extrem abhängig von Comcast, welche für 64 % der Umsätze verantwortlich sind. Wären die clever, würden die SPRT kaufen (quasi für umsonst), könnten deren Dienstleistung integrieren und hätten zusätzlich jede Menge Verlustvorträge, welche sie evtl. zur Reduktion ihrer Steuerzahlungen nutzen könnten. Bei diesem Microcap gilt: Wenn, dann sollte man nur mit kleinen Beträgen hantieren. Ich bin aktuell nicht mehr mit von der Partie.

Syntel (SYNT)

initiale Analyse vom 21.12.2016 - Kurs damals ca. 19,80 $ - Kurs aktuell ca. 18 $ (- 9 %)
IT-Beratung - da war doch schon was: richtig. Syntel ist nach Accenture und Infosys das 3. Unternehmen der Branche, welches ich mir angeschaut hatte. Die Zahlen werden weiterhin durch ihre 'lass uns Cash aus Indien zurückholen und viele Steuern drauf zahlen'-Aktion verzerrt. Die letzten 3 Quartale sahen allerdings schon wieder ganz in Ordnung aus. Dort waren sie sowohl gewinnseitig als auch cashflowseitig wieder im positiven Bereich. Die Umsätze gingen insgesamt gesehen etwas zurück. Ich habe Syntel weiterhin im Depot liegen, da sich an meiner Investmentthese nicht so viel geändert hat.

Tesla (TSLA)

initiale Analyse vom 05.08.2016 - Kurs damals ca. 230 $ - Kurs aktuell ca. 348 $ (+ 51 %)
Starkes Umsatzwachstum (wie Netflix 10 Mrd. $-Grenze auf TTM-Basis überschritten), starkes Wachstum bei der Anzahl ausstehender Aktien und noch stärkeres Wachstum bei der Ausweitung des negativen Free Cashflow (mittlerweile -3 Mrd.). Haben die Solar City-Übernahme tatsächlich durchgezogen und damit ihre fanatischen Aktionäre glücklich gemacht. Bleiben weiterhin den Beweis schuldig, das Geld wert zu sein, was man investieren muss, um Teilhaber des Unternehmens zu werden. Für mich positiv: ich mache keine Leerverkäufe, sonst hätte ich mir hier wohl eine blutige Nase geholt.

The Walt Disney Company (DIS)

initiale Analyse vom 13.10.2016 - Kurs damals ca. 91,40 $ - Kurs aktuell ca. 102 $ (+ 11 %)
Weiterhin mein Lieblingsunternehmen - produktseitig gesehen. Ich konnte meine Sammlung erweitern. Die im Artikel angesprochene Schneewittchen-Limited-Edition steht aktuell genau so im Schrank, wie fast die komplette Marvel-Reihe, die Abenteuer des Jungen Indiana Jones und diverse Animationsfilme:

Filmseitig haben sie wie erwartet geliefert:

2016er-Charts weltweit (rote Markierung = Disney):

2017er-Charts (Stand August) weltweit:

Für dieses Jahr stehen auch noch der neue Marvel-Film 'Thor: Ragnarok' und der neue Star Wars-Film 'Die letzten Jedi' an, welche sicherlich auch wieder die Milliardengrenze bei den Einnahmen überschreiten werden. ESPN schwächelt weiterhin. Hier trifft Nutzerschwund (v.a wahrscheinlich durch andere Streamingangebote) auf steigende Ausgaben (NBA wurde teurer, Fussball wurde teurer). Interessant finde ich, dass sie ab 2019 ihre Angebote bei Netflix abziehen um ihr eigenes Streaming-Angebot zu stärken. Schauen wir mal, was das bringt. Ingesamt bleibe ich optimistisch.

Wichtiger Hinweis: Alle Aussagen stellen persönliche Meinungsäußerungen dar. Für die Richtigkeit dieser Aussagen und der hier dargestellten Zahlen wird keine Gewähr übernommen. Fehler und Fehlinterpretationen können enthalten sein. Von daher sind hier weder Kauf- noch Verkaufsempfehlungen enthalten. Bevor jemand in eines der hier besprochenen Unternehmen investiert, muss er sich selbst damit befassen und seinen eigenen Analysen anstellen.

Donnerstag, 15. Juni 2017

Bed, Bath & Beyond (BBBY): Cashflow-starker Heimausstatter mit einstelligem KGV

Bed, Bath & Beyond (BBBY): Cashflow-starker Heimausstatter mit einstelligem KGV

Jasper, der Betreiber des Blogs 'Jasper Quast – Aktien/Politik/Wirtschaft' hatte mich Anfang des Jahres gefragt, ob ich bei seinem Kollaborationsversuch von Finanzbloggern dabei sein möchte. Ich hatte spontan zugesagt, da mir die Idee gefiel und ich seinen Blog mag. Thema des Ganzen sollte sein, eine konkrete Investmentidee zu präsentieren. Das mache ich ja in meinem Blog bereits ab und an und meine TODO-List war (ist) ja auch noch relativ lang. Im Endeffekt entschied ich mich dazu, einen Beitrag zu Bed, Bath and Beyond (BBBY) zu verfassen. Jasper selbst hatte ein paar Worte (OK - das ist leicht untertrieben) zu American Outdoor Brands (ehemals Smith & Wesson Holding Corporation) verloren und der Autor des Blogs Seeking Value hatte die Education Development Corporation vorgestellt. In dem Beitrag, der unter der Rubrik Investors Club läuft, hatte ich in meinem Abschnitt abschließend eine etwas ausführlichere Präsentation versprochen, die ich jetzt hiermit nachreichen möchte. Besser spät, als nie, würde ich sagen. Vorteil des Ganzen: die Jahreszahlen 2016 sind mittlerweile auch raus und die Aktie selbst ist auch noch etwas günstiger geworden. Doch dazu später mehr...

Zum Unternehmen:
Bed, Bath and Beyond (BBBY) ist - wie der Name schon vermuten lässt - im Bereich der Heimausstattung angesiedelt. Sie wurden 1971 gegründet, wobei die beiden Gründer Warren Eisenberg und Leonard Feinstein immer noch im Aufsichtsrat aktiv sind. Das Unternehmen besitzt mittlerweile etwa 1550 Filialen in Nordamerika. Eine genaue Verteilung der Anzahl der Filialen über die einzelnen Bundesstaaten der USA ist im Geschäftsbericht aufgelistet. In den Geschäften und auch Online werden zahlreiche Artikel des Heimbedarfs angeboten, so wie wir es aus Ikea, Segmüller oder aber dem Dänischen Bettenlager kennen. Das Hauptaugenmerkt liegt dabei auf Accessoires, Möbeln und auch Haushaltsgeräten aller möglichen Preisklassen und Einrichtungsstile. Neben 'normalen' Artikeln sind sie in den letzten Jahren auch vermehrt im Bereich der personalisierten Gegenstände vertreten (u.a. durch Unternehmenszukäufe). D.h. möchte man zu Geburtstagen, Hochzeiten oder Geburten Artikel wie Kissen, Handtücher oder Geschirr z.B. mit dem Namen der/des Liebsten erstehen, so ist man bei BBBY an der richtigen Adresse. Um sich einen Überblick über das Gesamtangebot zu verschaffen, reicht ein einfacher Besuch auf deren recht schicker Webseite. Wie ich gesehen habe, würden sie sogar nach Deutschland liefern...

Im Beitrag bei Jasper hatte ich bereits erwähnt, dass ich während meiner Zeit in den USA bei ihnen einkaufen war und mir das damalige Kauferlebnis durchaus in positiver Erinnerung geblieben ist. Doch was nützen einem mehr als 10 Jahre alte Erinnerungen, wenn am Ende die Zahlen nicht stimmen. Also 'butter by the fishes': ab zu den Geschäftszahlen.

Die Geschäftszahlen:

Von 2006-2016 haben sie v.a. durch eine massive Ausweitung ihres Filialnetzes eine Umsatzsteigerung von etwa 6.6 Mrd. USD auf 12.2 Mrd. USD geschafft. Sie waren dabei durchgehend profitabel und auch die zugehörigen Cashflows sehen recht gut aus. Das Hoch ihrer Profitabilität liegt allerdings bereits mehr als 5 Jahre zurück. Seitdem ist u.a. die wichtige operative Marge von 16,5 % auf 9,3 % gesunken. Hauptgrund dafür sind die stark gestiegenen Investitionen in den Ausbau des eigenen Onlineangebotes um z.B. mit dem Online-Platzhirsch aller Platzhirsche Amazon mithalten zu können. Seit 2011 wurden zusätzlich kleinere Unternehmen übernommen (siehe Goodwill-Anstieg) und in 2014 wurde die Verschuldung massiv nach oben gefahren v.a. um Aktienrückkäufe tätigen zu können (rund 1,5 Mrd., die 2024, 2034 und 2044 fällig sind). Im Nachhinein nicht die cleverste Entscheidung, wenn man sich den Kursverlauf anschaut. Seit letztem Jahr wird eine Dividende gezahlt. Diese wurde nach 4 Quartalszahlungen von jeweils 0,125 $ auf jetzt 0,15 $ (sprich 0,60 $ pro Jahr) angehoben. Daraus ergibt sich eine Rendite von rund 1,6 %, wobei aufgrund der geringen Auszahlungsquote hier noch viel Platz nach oben wäre. Zu aktuellen Kursen sind mir persönlich die Aktienrückkäufe lieber.

Der Chartverlauf:

Vom Tiefpunkt in 1992 bei 0,875 $ kurz nach dem Börsengang bis zum Höchststand von über 80 $ in 2014 haben sicherlich einige Leute gutes Geld mit BBBY verdient. Das war dann quasi ein 90-bagger in der Sprache von Peter Lynch. Seitdem ist es allerdings mehr ein fallendes Messer, in das ich einfach mal reingegriffen habe.

Pro und Kontra:
Gut gefällt mir an BBBY, dass sie durchgehend profitabel waren und ein gutes Wachstum hinlegen konnten. Dass die Gründer noch mit an Bord sind (wenn auch 'nur' als Aufsichtsräte), ist auch nicht unbedingt ein Nachteil. Sowohl die Aufsichtsräte als auch der CEO haben zuletzt ihre Anteile aufgestockt - wenn auch durch Ausübung von Optionen. Der CEO hat mittlerweile rund 766' Aktien, wenn ich es richtig ausgerechnet habe (siehe hier), Eisenberg etwa 1.424' (siehe hier) und Feinstein etwa 1.437' (siehe hier). Ein gewisses Interesse am Geschäftserfolg sollte bei den verantwortlichen Insidern also durchaus vorhanden sein.

Die Renditen sind für Brick&Mortar-Einzelhändler mit einer EK-Rendite von rund 25 %, einer GK-Rendite von rund 10 % und einer operativen Marge von 9,3 % recht gut und mit denen des Wettbewerbers Williams-Sonoma Inc. vergleichbar. Ein Newcomer (erst seit 2016 gelistet) im gleichen Segment wäre die At Home Group Inc.. Diese sind noch kleiner, können aber auch ein gutes Wachstum vorweisen, wobei ihre Renditen noch wesentlich niedriger sind. Wal-Mart (18/7/5), Target (24/7/7) und Amazon (14/3/3) als weitere Vertreter aus dem Handelsbereich sind auf jeden Fall von diesen Renditekennzahlen her gesehen auch schlechter.

Dass sie in Punkto Preisgestaltung bei ihren Produkten durchaus mit Amazon mithalten können, hat ein Mitinvestor in seinem Artikel 'Bed Bath & Beyond Products Are Still Cheaper Than Amazon' bei SeekingAlpha beschrieben.

Mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 0,4 und einem KGV von rund 8 sind sie von der eigenen Historie her gesehen aber auch im Marktumfeld insgesamt recht preiswert unterwegs. Williams-Sonoma hat ein KUV von 0,8 und ein KGV von 15. Vom Cashflow her gesehen sind sie beide in etwa gleich gut (KFCF von jeweils 12 je nach Betrachtungsweise).

Ein eher positives Thema wären aktuell Aktienoptionen: Es sind zwar 3.9 Mio. Optionen, 3.5 Mio. Restricted Stock Units und 1 Mio. Performance Stock Units ausstehend. Da deren Ausübungskurse aber jenseits der 50 USD-Marke liegen, würden die Optionsbesitzer wohl auf eine Ausübung verzichten und für BBBY würden daraus erst einmal keine Kosten entstehen.

Die gesunkenen Margen und die im Nachhinein gesehen zu teuren Aktienrückkäufe in 2015 und 2016 sind auf jeden Fall als Negativpunkt anzusehen. Genau so der Vorwurf einiger Analysten, dass sich BBBY Kundschaft v.a. durch teure Rabattaktionen erkauft (20 % auf ausgewählte Artikel und über ihr Loyalty Programm sogar dauerhaft 20 % auf alles). Bei Praktiker haben wir hier in Deutschland gesehen, dass man durchaus Probleme bekommen kann, wenn man seinen Kunden quasi ständig auf alles außer Tiernahrung Rabatt anbietet.

Bewertung:
Nachdem seit dem Beitrag bei Jasper die Geschäftszahlen für 2016 veröffentlicht wurden und teilweise etwas niedriger ausgefallen sind, als ich erwartet hatte, habe ich für meine Bewertung einmal in paar Faktoren etwas konservativer angenommen, als bisher. Für diese habe ich diesmal 4 Szenarien entworfen. Beim Bär-Szenario (d.h. also eher negative Erwartungen) gehe ich davon aus, dass in den nächsten 4 Jahren lediglich ein Umsatzwachstum von 1 % pro Jahr stattfindet und die Nettomarge (Nettogewinn/Umsatz) auf 4 % sinkt. Zuletzt lag sie bei 5,6 %. Es werden weiterhin Aktienrückkäufe durchgeführt. Allerdings mit 7 Mio. Aktien pro Jahr nicht mehr so aggressiv, wie bisher. Bei meinem Normal-Szenario habe ich 3 % Umsatzwachstum, eine Nettomarge von 5 % und Aktienrückkäufe von 9 Mio. pro Jahr angenommen. Beim Bull-Szenario 5 % Wachstum, eine Nettomarge von 6 % und Aktienrückkäufe von 11 Mio. pro Jahr. Darüber hinaus habe ich noch einmal ein sogenanntes 'Donnie goes wild'-Szenario mit einer Wahrscheinlichkeit von 5 % einfließen lassen. Bei diesem gehe ich davon aus, dass Mr. President die Wirtschaft tatsächlich ankurbeln kann und die Amerikaner für ein Umsatzwachstum von 6 % p.a. sorgen. Darüber hinaus senkt er die Steuern auf 15 %, so dass sich die Nettomarge von BBBY auf 7,5 % erhöht, da sie derzeit rund 35 % Steuern zahlen.

Mit entsprechend zugeordneten KGVs (8, 10 und 12) und passenden Wahrscheinlichkeiten komme ich auf einen gewichteten Kurs von etwas über 60 USD in 2021. Zum aktuellen Kurs von rund 36 $ wäre die Aktie damit also durchaus als interessant anzusehen.

Fazit:
Ich sehe BBBY als gutes Unternehmen in einem schwierigen Marktumfeld an, dessen Bewertung aktuell relativ günstig scheint. Daher habe ich seit Anfang des Jahres einen kleinen Teil meines Portfolios in BBBY investiert. Die zuletzt eingeführte Dividende macht es für mich etwas leichter, eine 'schauen wir einmal, was passiert'-Haltung einzunehmen. Die Aktienrückkäufe wurden scheinbar etwas zur falschen Zeit intensiviert. Allerdings war ich da noch nicht investiert und kann somit evtl. die aktuelle Schwäche für einen Einstieg nutzen.

Wichtiger Hinweis: Ich bin kein Anlageberater. Diese ist keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung. Fehler können enthalten sein. Daher keine Gewähr. Informiert euch selbst, wenn ihr investieren möchtet!

Sonntag, 19. Februar 2017

Halloren Schokoladenfabrik AG - Die Kugeln sind lecker, die Aktie auch?

Halloren Schokoladenfabrik AG - Die Kugeln sind lecker, die Aktie auch?

Auf der Suche nach neuen Investmentideen war ich diesmal in unserer Süßigkeitenbox im Keller unterwegs. Dort fand ich jede Menge Haribo (GmbH - nicht investierbar), Twix (gehört zu Mars Inc. - nicht investierbar), Butterkekse vom Lidl (nicht investierbar), Lindor (von Lindt - investierbar, aber extrem teuer), Kinder Schoko Bons + Raffaelo (Ferrero - nicht investierbar) und als in der DDR geborener standesgemäß natürlich auch eine saubere Auswahl an Hallorenkugeln.

Da fiel mir ein, dass die Halloren Schokoladenfabrik ja börsennotiert ist und verschaffte mir daraufhin mal einen Überblick darüber, ob sich ein Investment lohnen könnte oder nicht. Um es vorweg zu nehmen: es gibt bei dem Unternehmen für Außenstehende einfach zu viele Faktoren, welche ein Investment zu einem Glücksspiel machen. Doch kommen wir zunächst zum Unternehmen selbst.

Zum Unternehmen:
Die Halloren Schokoladenfabrik bezeichnet sich selbst als älteste noch aktive Schokoladenfabrik Deutschlands. Die Unternehmensgeschichte geht über 200 Jahre zurück. Sie wurde in 1804 von Friedrich August Miethe als Kakao- und Schokoladenfabrik in Halle (Saale) gegründet. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde sie ein Volkseigener Betrieb (VEB) und nach der Wende wurde die Halloren Schokoladenfabrik GmbH gegründet. In 2007 erfolgte der Börsengang. Das Unternehmen stellt über seine Tochtergesellschaften diverse Süßwaren her. Das geht über die schon genannten Hallorenkugeln (ca. 25 % Umsatzanteil) über Weinbrandbohnen und Schokomünzen hin zu belgischen Pralines. Zum Konzern gehören die Halloren Schokoladenfabrik, die Delitzscher Schokoladenfabrik, Weibler Confiserie Chocolaterie, Steenland Chocolate (Niederlande) und Bouchard (Belgien).

Geschäftszahlen:
Wirklich aktuelle Zahlen sind nicht verfügbar. Der Halbjahresbericht 2016 ist seinen Namen nicht wert. Es wurden dort lediglich Umsatzzahlen, EBITDA, EBIT und EBT genannt. Eine Nennung des Nettogewinns, ein Ausblick, eine Bilanz oder eine Cashflowrechnung sucht man vergebens. Auch im Wertpapierprospekt zur im September 2016 aufgelegten 10 Mio. € Anleihe (mit 4 % verzinst) sind lediglich die 2015er Zahlen aufgeführt. Auf der Webseite sind zusätzlich nur die Geschäftsberichte der Jahre 2013-2015 zu finden. In denen sind zumindest ausgewählte Geschäftszahlen wie Umsatz oder Nettogewinn seit dem Börsengang aufgeführt. Das sieht man so auch nicht so oft... Folgende Zahlen konnte ich in Summe extrahieren:

Alles in allem wenig überzeugend. Der Umsatz konnte seit 2007 zwar vervierfacht werden. Unter dem Strich stand aber am Ende ein Verlust von 1.64 Mio. € in 2015. Hauptgrund dafür waren Probleme bei der in 2015 vollständig übernommenen belgischen Tochter Bouchard. Der Fehlbetrag von Bouchard lag bei 2.8 Mio €. D.h. das restliche Geschäft war gar nicht so schlecht unterwegs. Einige der Kosten bei Bouchard waren wohl nicht wiederkehrender Natur (z.B. 0.7 Mio. für Abfindungszahlungen, 0.15 Mio. für SAP-Einführung). Gewinne, Cashflows und Margen schwanken stark. In 2015 erfolgte eine Kapitalerhöhung zu Kursen von 6,80 €. Insgesamt stehen jetzt rund 6.3 Mio. Aktien aus. Finanzschulden wurden in 2015 abgebaut. Allerdings erfolgte in 2016 auch wieder eine Ausgabe einer neuen Anleihe und aktuell läuft ein Aktienrückkaufprogramm, wobei sie 6,70 € pro Aktie bieten. Da wie schon gesagt keine aktuellen Informationen vorliegen, kann zum laufenden Geschäft recht wenig gesagt werden. Hauptproblem bei dem Unternehmen ist allerdings, dass zum Dezember 2016 ein Delisting durchgeführt wurde. Aktuell sind die Aktien nur an der Börse Hamburg handelbar. Die aktuellen Kurse liegen bei rund 6,50 €. Die Tagesvolumen lag im vergangenen Monat nur bei rund 6' €.

Was gefällt mir an Halloren?

  1. Die Produkte sind gut und preiswert. Für eine Packung Hallorenkugeln mit 100 g Inhalt habe ich lediglich 0,99 cent bezahlt. 100 g Lindor (meine Lieblingsschokolade) kosten über 3 €. Lindor schmeckt besser, aber nicht 3 mal besser.
  2. Gute Umsatzentwicklung seit dem Börsengang 2007.

Was gefällt mir nicht an Halloren?

  1. Delisting in 2016. D.h. die Aktien sind nur noch erschwert handelbar. Zugehörige Mitteilung vom 25.10.2016: Halle / Saale, 25. Oktober 2016 - „Die heftige Reaktion des Kapitalmarktes auf den Entschluss, bei der Deutschen Börse in Frankfurt das Delisting unserer Aktie zu beantragen, hat uns sehr überrascht“, so Aufsichtsratsvorsitzender Paul Morzynski. Die Aktie war im Zuge dessen von 7,50 € auf zeitweise 4,50 € gefallen. Ganz ehrlich: ich habe selten so einen Schwachsinn von Verantwortlichen gelesen. Dass die Kurse nach Ankündigung des Delistings so abrauschen, dürfte spätestens seit Magix oder aber den Marseille Kliniken bekannt sein. Nutznießer: U.a. der Großaktionär und Aufsichtsratmitglied Darren Ehlert. Im November hat er sich über Charlie Investors bei Halloren um die 6-7 € ganz gut mit weiteren Aktien eingedeckt. Insgesamt hat er Aktien im Gesamtwert von knapp 650' € eingesammelt. Hier mal eine Auflistung der gemeldeten Käufe durch Charlie Investors:

    Vor den Veröffentlichungen hatten sie laut Anleihenprospekt schon über 40 % der Anteile angesammelt.
  2. Teil 2 des Schwachsinns: Nachdem bekannt wurde, dass Katjes wohl an die 7 % der Anteile hält, wurde auf der IR-Seite ein Statement verfasst (siehe hier). Auszug: Die Hauptversammlungen aus den Jahren 2015 und 2016 sowie einige gut platzierte Informationen und Gerüchte in bestimmten Medien lassen eine deutliche Handschrift erkennen. Nicht zuletzt deshalb, haben wir uns u.a. zum Schutz des Unternehmens, seiner Mitarbeiter und der Aktionäre für das Delisting mit Wirkung zum 2. Dezember 2016 entschlossen. Ich würde behaupten, dass ein Großteil der Aktionäre (zahlenmäßig - nicht anteilsmäßig) gerne auf diesen Schutz verzichtet hätten und stattdessen für eine Übernahme wären...
  3. Nicht sonderlich profitabel. Starke Abhängigkeit vom Rohstoffmarkt. Die notwendigen Rohstoffe (v.a. Kakao, Zucker, Mandeln, Haselnüsse) haben auch stark schwankende Preise. V.a. Mandeln sind in den vergangenen Jahren um einiges teurer geworden (siehe hier). Und die Energiekosten kennen eigentlich auch nur einen Weg: nach oben. Stefan hatte sich auf Simple Value Investing Ende 2011 (siehe hier) auch schon mal mit ihnen befasst und seitdem hat sich offensichtlich nicht so viel verbessert.
  4. Die IR-Arbeit war in der Vergangenheit schon dürftig und dürfte im Zuge des Delistings noch bescheidener werden.
  5. Wozu wird in 2015 eine Kapitalerhöhung zu 6,80 € gemacht, nur um knapp 2 Jahre später Aktien zu 6,70 € zurückzukaufen? Die Verschuldung dürfte immer noch recht hoch sein, so dass ein Schuldenabbau für die Geschäftszahlen mehr Sinn machen würde. Lediglich auf das Kurs-Umsatz-Verhältnis bezogen sehe ich eine gewisse Unterbewertung. Außer natürlich, es gibt irgendwelchen stillen Reserven (z.B. auf Immobilienseite) - dann würde der Einstieg des Immobilienspezialisten Ehlert Sinn machen.
  6. Stark schwankende Cashflows.

Bewertung und Fazit:
Durch die fehlenden Zahlen ist meiner Meinung nach keine richtige Bewertung für Außenstehende möglich. Echte vergleichbare Unternehmen gibt es wenige. Lindt ist ja eher der Audi unter den Schokoladen, Halloren eher so der Skoda (oder Lada?). Ferrero ist nicht börsennotiert und dort konnte ich lediglich eine operative Marge von 9,3 % in 2015 ableiten (EBIT von 889 Mio. bei 9542 Mio. Umsatz in 2015 - siehe Ferrero-Key-Figures). Tootsie Roll Industries ist größer und profitabler, ähnlich wie Mondelez oder Hershey. Am ehesten vergleichbar wäre wohl noch die Rocky Mountain Chocolate Factory mit einer Marktkapitalisierung von 66 Mio, dem etwa 1,7-fachen des Jahresumsatzes. Die haben allerdings eine sauberere Bilanz. Da hier also Fischen im Trüben angesagt ist, lasse ich lieber die Finger von Halloren. Also von der Schokoladenfabrik-Aktie - nicht den Süßigkeiten :-) Zusätzlich habe ich mir vorgenommen, ein wenig was für den Aufbau Ost zu tun und in Zukunft öfter mal Hallorenkugeln zu verschenken statt Lindor.