Freitag, 26. Januar 2018

John Kenneth Galbraith - 'A Short History of Financial Euphoria'

John Kenneth Galbraith - 'A Short History of Financial Euphoria'

In letzter Zeit wird das Wort Spekulationsblase im Bezug auf die Finanzwelt ja doch öfter einmal wieder in die Hand genommen. Da gibt es eine Blase bei den Immobilienpreisen, eine Blase am Aktienmarkt und am lautstärksten aktuell eine Blase bei den Kryptowährungen. Ich persönlich bin immer relativ schlecht in der Einschätzung der aktuellen Lage und auch als Ratgeber diesbezüglich eher weniger zu gebrauchen. Von daher empfehle ich Leuten, die zu den Themen Input benötigen, gerne Bücher von Autoren, die eine wesentlich höhere Erfahrung haben/hatten und diese auch in ansprechender Art und Weise zu Papier bringen konnten. Meine heutige Empfehlung wäre John Kenneth Galbraith's 'A Short History of Financial Euphoria'.

Zum Autor John Kenneth Galbraith:

Der in Kanada geborene John Kenneth Galbraith (1908-2006) war ein Ökonom, der viele Jahre als Professor an der Harvard Universität gelehrt hat. Bekanntheit erlange er aber v.a. durch seine mehr als 40 Bücher und seine Tätigkeit als Amerikanischer Botschafter in Indien während John F. Kennedy's kürzer als initial geplanter Amtszeit. Der Demokrat verfasste u.a. das Buch 'The Great Crash 1929', in dem er sich mit der Zeit vor, während und nach dem großen Börsencrash im Oktober 1929 und der damit verbundenen Weltwirtschaftskrise befasste. Im Internet kann man auch zahlreiche interessante und auch witzige Zitate von ihm finden wie z.B. 'Under capitalism, man exploits man. Under communism, it's just the opposite.' oder aber 'Economics is extremely useful as a form of employment for economists.'

Zum Buch 'A Short History of Financial Euphoria':

Auf sehr überschaubaren 110 Seiten beschäftigt sich Galbraith mit Blasen an Finanzmärkten und sucht bestimmte Charakteristika, welche allen gemein war. Im Detail geht er auf folgende Ereignisse der Finanzgeschichte ein:

  1. Die Tulpenmanie in Holland
  2. John Law und die Mississippi-Spekulation
  3. South Sea Bubble/Südseeblase
  4. First Bank of the United States/Second Bank of America
  5. Den Eisenbahnboom in den USA und dem damit verbundenen Boom mit Aktien der Eisenbahngesellschaften
  6. Die Blase vor dem großen Crash 1929
  7. Die Blase in den 80ern inkl. den Junk Bonds bis zum Crash im Oktober 1987

Da meine Ausgabe des Buches aus 1993 stammt, sind die DotCom-Blase und die Immobilienblase in Amerika natürlich nicht enthalten.

Als gemeinsame Eigenschaften der Blasen stellt er Folgende heraus:

  1. Es muss irgendwas faszinierendes Neues geben, mit dem den Leuten die Erfahrung fehlt. Dies ist der Katalysator für das Entstehen der Blase.
  2. Die 'Lautsprecher' dieser neuen Art des Geldmachens werden am Anfang als Genies gefeiert (z.B. John Law, Michael Milken oder Bodo Schäfer).
  3. Warnende Stimmen werden ignoriert (Dieses Mal wird alles anders - siehe auch Einleitung zu Warren Buffetts Biographie 'Das Leben ist wie ein Schneeball').
  4. Es werden Schulden zum Hebeln der Gewinne aufgenommen.
  5. Die Bewertungen der gehandelten Sachen gehen in wirtschaftlich nicht mehr begründbare Höhen. Viele denken, dass jeder ohne Anstrengung reich werden kann.
  6. Plötzlich bricht das Kartenhaus zusammen. Durch die mit der Verschuldung verbundenen Margin Calls wird der Zusammenbruch beschleunigt.
  7. Es werden Schuldige gesucht und oft die unter 2. noch als Genies bewunderten als solche identifiziert.
  8. Bei den meisten Beteiligten setzt finanzielle Demenz ein, so dass die gerade geplatzte Blase auch in Zukunft nicht die letzte bleiben wird.

Fazit:

Mir hat das Buch gut gefallen, auch wenn mir die zahlreichen Beispiele schon bekannt waren (u.a. aus Andre Kostolany's 'Die Kunst über Geld nachzudenken' oder aber Peter Lynch's 'Learn to Earn'). Galbraith hat aber einen besonderen Wortwitz, auch wenn ich zugeben muss, dass mir doch des öfteren Worte völlig unbekannt waren. Das mit dem 'Easily read' auf dem Titel konnte ich als Nicht-Englisch-Muttersprachler so nicht ganz bestätigen. D.h. frühs vor der Arbeit war das Verständnis da und Abends nach der Arbeit musste ich die ein oder andere Passage dann doch nochmal lesen.

Wie bereits erwähnt, ist das Buch lediglich 110 kleine Seiten lang. Da ist manches Krypto-Whitepaper länger :-) Die von mir investierten 6,79 € zzgl. 3 € Versand waren eigentlich zu viel, wenn man ehrlich ist. Hat man aber einmal die Chance, es irgendwo auf dem Flohmarkt zu erhaschen, sollte man auf jeden Fall zugreifen. Zur Vervollständigung meiner Privatbibliothek ist es gut geeignet und Galbraith's bekannteres Werk 'The Great Crash 1929' ist auch schon auf dem Weg zu mir.

Abschließend zum Thema Blase noch ein Video, was ich ganz witzig fand. Da interviewt ein Fitness-Experte zwei 'Kryptomillionäre', die es während des Interviews kaum schaffen, mal ne halbe Minute nicht mit ihren Smartphones rumzuspielen. Aber seht selbst:

2 Kommentare:

  1. Hey easy,
    danke für den Buchtipp. Mit den Zitaten hat mich der Autor schon gehabt ;). Ich finde es immer spannend, wenn "Systeme"/Muster herausgearbeitet werden und ob diese Muster auch tatsächlich beobachtbar sind.

    LG
    Johannes

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  2. Hi Johannes,

    also mindestens bei Punkt Nummer 8 kannst du dir 100 % sicher sein :-)

    Gruß
    Markus

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