Montag, 2. Januar 2017

Lernen, effektiver zu arbeiten: Cal Newport - Deep Work

Lernen, effektiver zu arbeiten: Cal Newport - Deep Work

Da dies der erst Beitrag des neuen Jahres ist, wollte ich zuerst allen Lesern ein erfolgreiches Jahr 2017 wünschen. Für mich hat das Jahr dahingehend gut begonnen, dass ich jetzt die Zeit für ein paar Dinge finde, die ich schon lange vor mir hergeschoben habe. Den Januar werde ich vor allem für persönliche Weiterbildung nutzen. Möglich ist dies durch meine mit der Selbständigkeit verbundenen freien Zeiteinteilung und passives Einkommen. In den vergangenen Jahren haben wir es geschafft 2 Kinder zu produzieren und zusätzlich meine Frau dahingehend aus- und weiterzubilden, dass diese finanziell vollkommen unabhängig von mir ist. 2016 war dahingehend optimal, dass sie nun stolze Besitzerin einer Physiotherapiepraxis ist und für mich ein wenig Druck genommen wurde, ständig arbeiten zu müssen. Sie ist jetzt neben meinen Investments Hauptteil meines passiven Einkommens. Für Januar zumindest :-)

Dass ich im Januar auf keinem Projekt bin, heißt nicht, dass ich nichts tue. Stattdessen bin ich heute wie immer recht früh aufgestanden und habe mich in mein ruhiges Arbeitszimmer verzogen, um mich dem knapp 280 Seiten umfangreichen Buch Deep Work des amerikanischen Autors Cal Newport zu widmen.

Zum Autor:
Der Autor Cal Newport (Jahrgang 1982 - also in etwa mein Alter) ist ein Informatik-Professor an der Georgetown Universität in Washington. Er hat 2004 am renomierten Dartmouth-College seinen Abschluss gemacht und 2009 den Doktorgrad am noch renomierteren Massachusetts Institute of Technology (MIT) erworben. Seit dem lehrt er unter anderem in den Bereichen verteilte Algorithmen und schreibt Bücher, veröffentlicht Fachartikel und Beiträge auf seinem Blog.

Zum Buch:
Deep Work handelt davon, wie man in unserer heutigen Welt mit ständiger Ablenkung (Social Media, Smartphone, Email) wieder dahin kommt, produktive und qualitativ hochwertige Arbeit zu leisten. Jeder von uns kennt das wahrscheinlich: das Smartphone liegt neben einem und bei jeder Whats App-Nachricht nimmt man es in die Hand. Die meist nebensächliche Nachricht (oft ein 'lustiges' Bild oder Video) wird dann an andere weitergeleitet. Und wenn man das Smartphone gerade in der Hand hat, kann man auch noch mal schnell schauen, was es in Facebook neues gibt. Dort sieht man dann Beileidsbekundungen zum Tod eines Promis, an den man eigentlich seit vielen Jahren nicht mehr gedacht hatte und eigentlich auch nicht interessiert war. Aber den Artikel auf Focus Online liest man sich doch mal schnell durch. Dann sieht man die Eilnachricht, dass irgendwo wieder eine Bombe explodiert ist und möchte natürlich auch darüber alles zeitnah wissen. Und am Ende sind wieder 20 Minuten vorbei, in denen man eigentlich etwas Produktives hätte schaffen können. Das Informationszeitalter ist Fluch und Segen zugleich.

In den einleitenden Kapiteln des Buches beschreibt er den Status Quo unserer Zeit. Sehr viele Menschen sind in Berufen unterwegs, in denen es vor allem um die Aufbereitung und Verarbeitung von Informationen geht. Das Geld wird heutzutage in vielen Fällen mit dem Denken und nicht mehr so sehr mit körperlicher Arbeit verdient. Durch die schon genannten Gründe wird man oft aus seinem Rhythmus gerissen und es fällt einem schwer, wirklich produktiv an einem Problem arbeiten zu können. Aus meiner Tätigkeit als Softwareentwickler kenne ich das nur zu gut. Am besten kann ich arbeiten, wenn ich in einer ruhigen Umgebung bin und ich mich in einem Problem verbeißen kann, ohne dass von mir erwartet wird, an irgendwelchen Meetings teilzunehmen, EMails zu beantworten oder Telefonkonferenzen zu lauschen. Ich habe es dabei schon sehr oft geschafft, in eine Art Tunnel zu kommen, in der ich alles um mich herum ausblenden kann, bis ein konkretes Problem gelöst ist. Diesen Zustand bei der Arbeit liebe ich, denn dann vergeht zusätzlich die Zeit wie im Flug. Für diesen Zustand hat Newport den Begriff Deep Work vorgesehen, der im Gegensatz zur Shallow Work steht.

Newport führt einige Beispiele für Deep Work auf, die sehr lesenswert sind. Unter anderem geht er kurz auf Bill Gates und die Entstehung von Microsoft ein. Gates war im Stande, bis zur Erschöpfung zu arbeiten, dann während des Schreibens von Code auf der Tastatur einzuschlafen und nach ca. 1-2 Stunden weiter zu machen. Damit schaffte er es, eine erste BASIC-Version innerhalb von knapp 8 Wochen zu erstellen, welche dann als Grundlage für das weitere Geschäft von Microsoft dienen sollte.

Ein weiteres interessantes Beispiel ist das von Jason Benn, der zunächst als BWLer einfache repetetive Tätigkeiten in Excel ausführen musste. Diese automatisierte er anschließend über Makros, was ihn dann dazu führte, zu erkennen, dass nicht die repetetive Tätigkeit die Zukunft war, sondern das Erstellen von Programmen. So schulte er innerhalb kürzester Zeit zu einem Softwareenwickler um, indem er schnell und durch Anwendung von Deep Work viele Programmierbücher durcharbeitete. Zum Abschluss nahm er am 100-h pro Woche Dev Bootcamp teil und war am Ende - obwohl Quereinsteiger - einer der besten Absolventen. So schaffte er es in nur wenigen Monaten von einem 40' $ Job zu einem 100' $ Job in der IT.

Die 4 Regeln:
Der zentrale Teil des Buches sind die 4 Regeln, mit denen man Deep Work umsetzen kann. Diese wären:

  • Regel 1: Work Deeply (arbeite mit hoher Konzentration und Intensität)
  • Regel 2: Embrace Boredom (Langeweile Langeweile sein lassen)
  • Regel 3: Quit Social Media (sich von sozialen Medien wenn möglich zurückziehen)
  • Regel 4: Drain the Shallows (Arbeiten ohne Tiefgang minimieren)

Für die Umsetzung von Regel 1 muss man schauen, was im eigenen Beruf möglich ist. Für manche Leute ist das Monostatische Modell gut (d.h. vollkommene Abgeschiedenheit ohne irgendwelche Ablenkungen), für andere das Bimodale Vorgehen (zeitweise vollkommen abgeschieden, zeitweise 'normal') und für den nächsten das Rhythmische Modell (im Wechsel - z.B. von 4.30 Uhr - 9 Uhr Deep Work, von 9 bis 17 Uhr 'normal'). Durch Schaffung von Ritualen (z.B. Morgenkaffee, Mittagsspaziergang) kann man es schaffen, in den richtigen Modus zu kommen bzw. zwischen den Modi hin- und her zu schalten. Ich persönlich finde es z.B. hilfreich, nach dem Aufwachen ein paar einfache Rechenaufgaben im Kopf zu lösen, um Morgens mein Gehirn 'hoch zu fahren'. Evtl. sollte ich auch mal wieder unser Nintendo DS reaktivieren, um täglich ein paar Minuten Dr. Kawashimas Gehirn Jogging zu spielen.

Regel Nummer 2 ist relativ simpel umzusetzen. Man muss in manchen Situationen einfach einmal die Langeweile Langeweile sein lassen und nicht bei jeder Gelegenheit wie z.B. dem 5-minütigen Warten auf die S-Bahn das Smartphone zücken.

Regel Nummer 3 ist für mich auch relativ einfach umzusetzen, da ich Facebook selten nutze und Twitter gar nicht. Newport rät einem hier zu einem Experiment, bei dem man sich einfach mal bewusst aus den Sozialen Medien zurückziehen soll, ohne es anderen zu sagen. Stellt man dann fest, dass es anderen überhaupt nicht aufgefallen ist, sollte man sich einfach die Frage stellen, ob es wirklich notwendig ist. Das Schwierige hier ist es, zu erkennen, dass die Sozialen Medien so aufgebaut sind, dass sie in gewisser Weise abhängig machen.

Regel Nummer 4 dürfte für die meisten am schwierigsten umzusetzen sein, denn diese bezieht sich auf die oft alltäglichen Arbeiten ohne Tiefgang, die aber oft als notwendig angesehen werden. Hier geht es vor allem um das Senden und Empfangen von EMails. Newport rät hier z.B. dazu, nicht ständig erreichbar zu sein und z.B. für die Bearbeitung von EMails wenn möglich nur bestimmte Zeiten vorzusehen. Das Überwachen des Postfaches lenkt nur ab.

Fazit:
Alles in allem fand ich das Buch sehr lesenswert. An vielen Stellen konnte ich mich bzw. meine Situation wiederfinden und die gemachten Vorschläge dürften mir wie auch allen anderen Lesern des Buches helfen, ihr Situation und vor allem ihre Leistung zu verbessern. Ich persönlich werde versuchen, ein paar der Sachen in den nächsten Tagen einmal umzusetzen. Am Ende sollte ich dahin kommen, dass ich die damit gewonnene Zeit anderweitig nutzen kann. Also nicht zum sinnfreien Surfen im Web auf Seiten wie Huffington Post (ich warte noch auf den Artikel "Diese Frau ging aufs Klo und sie werden nicht glauben, was sie nach 5 Minuten erblickte" :-)) sondern eher für meine Familie, Sport oder weitere Bücher.

2 Kommentare:

  1. Scheint ein spannendes Buch zu sein. Danke dir für die Zusammenfassung. Werd ich mir auf jeden Fall mal zulegen. Auch sehr zu empfehlen in diesem Zusammenhang sind glaub ich "The One Thing" und "Essentialism".

    Viele Grüße,
    Axel

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    1. Danke für die Empfehlungen. Sind schon mal auf meine Wunschliste gewandert.

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