Freitag, 15. Dezember 2017

Jim Slater - 'The Zulu-Principle - Making Extraordinary Profits From Ordinary Shares'

Arista Networks (ANET): Auf den Spuren eines deutschen IT-Genies

Was ist das Zulu-Principle? Laut Jim Slater, der 1992 das Buch 'The Zulu-Principle - Making Extraordinary Profits From Ordinary Shares' (bzw. 1996 die aktualisierte Ausgabe 'Beyond the Zulu Principle') veröffentlichte, handelt es sich dabei um eine Herangehensweise der Wissensgewinnung zu einem bestimmten Thema. Er nannte es so, da seine Frau nichts über die Zulus, einen afrikanischen Volksstamm, wusste, aber durch intensive Auseinandersetzung mit dem Thema zu einer kleinen Expertin auf diesen Wissensgebiet wurde. Im Jahre 1959 war er im gehobenen Management bei dem Unternehmen AEC Limited tätig und häufig in 'Übersee' unterwegs. Als Brite war damit v.a. der Rest von Europa gemeint :-) Auf einem seiner Reisen nach Spanien steckte er sich mit einer Krankheit an, die ihn erkennen lies, dass es vielleicht nicht die schlechteste Idee wäre, sich ein zweites Standbein aufzubauen. Dieses sollte bei ihm der Aktienmarkt werden.

Da er sich relativ wenig mit Aktien auskannte, wendete er das Zulu-Prinzip bei sich selbst an, in dem er 2 komplette Jahrgänge der beiden Finanzmagazine 'The Stock Exchange Gazette' und 'Investor Chronicle' kaufte. Er war davon überzeugt, dass es möglich sein musste, bestimmte Charakteristiken von Unternehmen ausfindig zu machen, anhand derer man frühzeitig erkennen konnte, dass ihre Aktien mit hoher Wahrscheinlichkeit eine erfolgreiche Entwicklung nehmen würden. Nachdem er einige solcher Merkmale identifiziert hatte, führte er eine Zeit lang Tests durch, mit denen sich seine Vermutungen bestätigten. Durch seine Erkenntnisse ermutigt wurde er Investor und nebenher Kolumnist beim Sunday Telegraph unter dem Pseudonym Capitalist. In seinen monatlich erschienenen Artikeln stellte er seine Strategie vor und die damit ausgewählten Unternehmen. Von 1963 bis 1965 legte sein Portfolio um 68,9 % zu, während der Markt nur um 3,6 % stieg.

Slater konzentrierte sich kurz gesagt v.a. auf kleinere Unternehmen (max. 100 Mio. Pfund) und das PEG war für ihn die wichtigste Kennzahl (Price/Earnings to Growth bzw. KGV/Gewinnsteigerungsrate - damals optimalerweise bei max. 0.6 - über Verkauf sollte man nachdenken ab Wert von 1.0). Die Bilanz und Cashflows mussten sauber aussehen, das Unternehmen musste Merkmale haben, welche ihnen Vorteile gegenüber Mitbewerbern verschafft (Stichwort Moat - Burggraben) und es sollte etwas Neues bieten (z.B. neue Produkte, neues Management). Nebenbei achtete er auf 'weichere' Faktoren wie z.B. positive Einschätzung des Managements zur näheren Zukunft oder aber Charttechnik. Jedem dieser Themen hat er im Buch ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem er Beispiele aus seiner Investmentlaufbahn anführt. Daneben geht er u.a. auf kreative Buchführung (Kapitel 4), zyklische Unternehmen und Turnarounds (Kapitel 11), Shells (Kapitel 12 - Unternehmen mit Börsennotierung, die evtl. von anderen aufstrebenden Unternehmen übernommen werden als Abkürzung, um an die Börse zu kommen), Asset Plays (Kapitel 13), Brokerauswahl (Kapitel 16), Portfolio Management (Kapitel 17) oder Bullen-/Bärenmärkte (Kapitel 18) ein.

Fazit:

Das Buch hat zwar nur 220 Seiten, aber in den 20 Kapiteln sind so vielfältige Themen untergebracht, dass man das Gefühl hat, ein umfangreicheres Buch gelesen zu haben. Ich habe z.B. vorher noch in keinem Value Investing Buch ein Interview mit einem Charttechniker lesen können (auch wenn ich das Thema zugegebenermaßen größtenteils immer noch esoterisch finde). Inhaltlich erinnert es mich an vielen Stellen an die Peter Lynch-Bücher (One Up on Wall Street, Beating the Street), von denen er das Erstgenannte auch in seinen Literaturempfehlungen aufführt. Es ist halt nur - typisch britisch - wesentlich humorloser zu Papier gebracht worden. Darüber hinaus ist es so, dass man mit den genannten Unternehmen oft weniger anfangen kann, wenn man nicht von der Insel kommt. Glaxo Smith Kline oder The Body Shop waren mir z.B. bekannt, aber von The Sage Group, Domestic & General, MTL Instruments oder Pentland Industries hatte ich noch nie was gehört. Das wären für mich aber die einzigen Kritikpunkte. Ansonsten ist es absolut zur Erweiterung der persönlichen Investmentbuchsammlung geeignet.

Beim Lesen merkt man übrigens öfter, wie gut man es heutzutage als Privatinvestor hat, was das Thema Aktienhandel und Informationsbeschaffung angeht. Wenn er da von Datastream-Abos schreibt oder einem wärmstens empfiehlt, eine intensive Beziehung zu einem vertrauenswürdigen Broker aufzubauen, muss man teilweise doch innerlich schmunzeln. Zusätzlich hatte er mich als Fan des Spiels Monopoly natürlich auch gleich eingefangen, indem er im Einführungskapitel Gewinnstrategien für das Spiel darlegte.

Slater Growth Fund:

Das Buch schrieb er, weil sein Sohn Mark ihn fragte, ob es denn auch gute Investmentbüchern von britischen Autoren gibt und er dies verneinen musste. Mark Slater hat 1994 mit einem Partner eine eigene Investmentfirma gegründet, welche mehr oder weniger nach den Prinzipien seines Vaters investiert. Der bekannteste Fonds von ihnen ist der 2005 aufgelegte Slater Growth Fund, der seit seiner Einführung eine durchaus respektable Performance hingelegt hat (Ausgabepreis 100p, aktueller Preis rund 520p). Dessen aktuellen Top Holdings sind Hutchison China, First Derivatives, Restore, Prudential, CVS Group, Paysafe Group, Alliance Pharma, DotDigital Group, Walt Disney Co und Entertainment One. Also auch wieder 90 % Unternehmen, die mir nix sagen. Hier würde es evtl. Sinn machen, sich diese alle nochmal näher anzuschauen. Also alle bis auf Disney, denn die hab ich ja schon :-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen